dOCUMENTA (13) – 7 HUEGEL…

DER NÄCHSTE TAG

im orangerie-café
zu mir setzen sich christa und werner aus kassel

werner stellt überlegungen zu dem unbestimmten objekt auf der auewiese an und sagt es ist wie eine Thingstätte, eine alte kultstätte der germanen.
na bitte, weshalb nicht. was nicht ist, kann ja noch werden. weshalb sollten kultstätten nur immer alt sein.
es wird – es werde.

kaffee und wein – ein wahnsinnstag – könnten wir diese sonnigen tage doch in die d (13) hinüberretten…

DSC_8834

DSC_8825

DSC_8858

dOCUMENTA (13) – ES WIRD – ES WERDE…

es wird – es werde…
AUE – 7 HÜGEL

mit grossen schritten auf die dOCUMENTA (13) zu.
mein platz ist dieser tage im orangerie-café.
bequem in einer polstergruppe, um das UNBENANNTE OBJEKT in seinem werdegang zu beobachten.

meiner aufforderung – hier ist noch frei – nehmen ursula und volker aus frankfurt platz.
sie waren angereist, um im kulturbahnhof die CARICATURA anzuschauen. doch da war geschlossen für ein paar tage.
auch die markthalle hatte nichts zu bieten. tote hose in kassel.
es entspinnt sich ein gespräch, das lange dauern wird. über kunst kommen wir leicht ins gespräch und es will nicht enden. das unbenannte objekt in der karlsaue lockt fantastische gedanken hervor.
ursula assoziiert DAS AUF UND AB DES LEBENS
oder auch DIE VERSCHLUNGENEN WEGE DES LEBENS
noch abstrakter KLETTERFELSEN FÜR MUFFLONS.

das alles muss erlaubt sein und ich freue mich über jede fantastische auslegung.

nach den reisigrollen wird heute erde aufgetragen. kein leichtes unterfangen. die trockenheit lässt sie leicht abrutschen. auch für die arbeiter ist es wie ein tanz auf dem seil.
vermutung meinerseits – blumen sind das nächste…

DSC_8700

DSC_8696

DSC_8701

DSC_8738

DSC_8739

DSC_8744

DSC_8753

dOCUMENTA (13) SIEBEN HÜGEL…

S I E B E N . . .
sieben hügel – sieben berge

die frau sagt, ihr mann sehe 4 hügel, sie sagt, es sind 7 – 7 hügel, wie die sieben berge…
gut geschaut und gut überlegt. ich zähle auch 7 hügel. ich darf ja nicht verraten, was es sein könnte.
diese verdammte geheimnistuerei.
jetzt haben sie ein fernrohr aufgebaut vor der orangerie. wohin soll man da bloss schauen …
der kleine junge – 3 jahre alt – bringt seine mutter dazu, geld einzuwerfen, damit er durchsehen kann.
er ist zu klein, die mutter hebt ihn hoch, dann rutscht ihr das fernrohr weg. der junge verliert die geduld,
läuft längst wieder seinem ball hinterher.
die mutter meint, geldschneiderei. ich stimme ihr zu.
aber es macht sich gut vor der orangerie, und zusammen mit dem planetarium hat es vielleicht sogar
einen tieferen sinn.

DSC_8576

DSC_8567

DSC_8577

JOSEPH BEUYS HAT NUN EINE STRASSE…

DSC_8644

DSC_8599

heute vor 30 jahren startete Joseph Beuys bei der 7. documenta seine „Stadtverwaldung“.
nun benennt man ihm zur erinnerung eine strasse, an der nordseite des hauptbahnhofs in kassel.
damit das strassenschild nicht übersehen wird, nicht so einsam dasteht, pflanzt man auch einen baum.

DSC_8643_350

DSC_8642

es ist keine strasse, die von fussgänger/innen eifrig beschritten wird.
vielleicht ändert sich das mit beginn der 13. documenta, die im juni beginnt.

das bewusstsein um die bedeutung der von joseph beuys inszinierten pflanzung wird nach 30 jahren durch die damit veranstalteten erinnerungesfeiern aufgefrischt und bekommt einen veränderten stellenwert. fast ist der unmut des anfangs vergessen und die bewohner der stadt sehen den wert, den das grün der 7000 bäume gebracht hat. kassel liegt nun im wald…
auch die grösse des künstlers und sein bekanntsheitsgrad in der kunstwelt sind den kasseläner/innen und kasselern bewusst geworden und macht sie stolz. seine verwaldung macht kassel in der welt bekannt.

dOCUMENTA (13) IM KLEEBLATT…

dOCUMENTA (13) IM KLEEBLATT…

DSC_8424

aus der vogelperspektive sieht das bollen(bowling)grün, so sagen die alten kasseläner/innen,
sieht die grosse fläche aus wie ein dreiblättriges kleeblatt.

die darin herumbutteln sehen aus wie kinder im sandhaufen, den man extra für sie aufgeschüttet hat.
dass es ein kunstwerk wird, ist noch nicht unbedingt zu erkennen. ahnen kann man es und aus den vielen geheimniskrämereien der
d 13-veranstalter entnehmen.

der künstler ist schon mal da
und der bauherr herwig auch.

ich versuche eine perspektive für das, was ich sehe, zu finden.
7 hügel (roms) kassels mit der karlskirche im hintergrund – das hat was.
auch neue galerie und die ganze häuserreihe am weinberg geben ein gutes bild,
und die orangerie, die nicht wegzudenkende.

am himmel, so blau wie noch nie in diesem jahr, schwingt und schwebt ein buttelwerkzeug. es wird doch dem himmel nicht wirklich… nein, es wird nicht.

alles hat seine ordnung und herwig spricht schon vom nächsten projekt. ist anzunehmen, dieses hier wird rechtzeitig fertig werden.

DSC_8408

DSC_8404

DSC_8415

DSC_8418

DAS NOTIZBUCH…

P1050396

dOCUMENTA (13)
newsletter

d13 notebooks

„das notizbuch war im antiken griechenland ein revolutionäres instrument der sorge für sich selbst.“

ETEL ADNAN schreibt in
DER PREIS DER LIEBE, DEN WIR NICHT ZAHLEN WOLLEN

„…man könnte meinen, dass die liebe zu einem bestimmten baum oder zur natur als solcher harmlos sei; aber keine liebe ist harmlos. sie kann die gesamte eigene existenz in mitleidenschaft ziehen und tut es auch. was wir „natur“ nennen, umfasst eine unendliche zahl von reaktionsweisen; unter anderem das auskundschaften, das eingehen von risiken, die völlige umwälzung des eigenen lebens.
die liebe zur natur kann einen auf die gipfel des himalaja führen, an den kraterrand von vulkanen, in höhlen und in forschungslabore; sie öffnet einem die augen für das eigene ich; sie inspiriert bildende künstler, dichter und philosophen; sie zeigt einem wege zum verständnis ihrer grossartigkeit…“
und in wälder, in ur-wälder.
sie öffnet nicht nur die augen für das eigene ich, sondern geht den weg des entdeckens und wahrnehmens des immer neuen, das natur auszeichnet.
da war ich doch erst dieser tage und alles ist wie gehabt; und dann ist es doch so verändert und neu und ich entdecke niegesehenes; es zieht mich tiefer und tiefer in sich hinein und damit in mich.

JUDENBRUNNEN…

aschrottbrunnen
judenbrunnen
rathausbrunnen
brunnendenkmal

DSC_6633_2

der brunnen war nie von so grosser bedeutung wie heute.
als aschrottbrunnen wurde er 1939 von den nazis verwüstet, weil
er von dem jüdischen kasseler unternehmer sigmund aschrott
gestiftet wurde.

ich kenne ihn als rathausbrunnen
seit 1943 war das brunnenbecken mit blumen bepflanzt
1963 als springbrunnen umgebaut
warum und seit wann er als judenbrunnen bezeichnet wurde,
ist mir nicht bekannt.

mit den jahren erst wuchs das bewusstsein für die opfer des zweiten
weltkrieges und des holocaust.

P1010578_2

horst hoheisel
brachte den vorschlag anlässlich eines ideenwettbewerbs des 
„vereins zur rettung historischer denkmäler in kassel e. v.“
ein, den umgang mit der geschichte zu wenden – im wahrsten sinne.
der brunnen wurde wieder errichtet, wurde aber gewendet, und in
die tiefe gelassen, soll verdeutlichen, was verloren ging.

P1010546_2

P1010530_2

P1010555_2

mit der rituellen
REINIGUNG des BRUNNENDENKMALS
könnten neue gedanken emporgebracht werden.
carolyn christov-bakargiev stieg mit horst hoheisel
auf den brunnengrund, berührte den grund der geschichte
auf besondere weise. für sie als us-amerikanerin ist es ein
„beeindruckendes monument“ und könnte damit auf die
liste der kunstwerke der dOCUMENTA 13 gelangen,
wenn es das nicht schon längst ist, dann wäre der auftakt
doppelt gelungen.
die dOCUMENTA(13) soll sich, so carolyn christov-bakargiev, sowohl in die vergangenheit als auch in die zukunft ausdehnen.
zeigt das in den boden versenkte monument in die vergangenheit oder in die zukunft oder gar beides? das sichtbarmachen der kraft der kunst durch unsichtbarmachen scheint gelungen.

DSC_6630_2

P1010535_2

P1010600_2

rosadora

Sinkt jeder Tag hinab in jeder Nacht,
so gibt’s einen Brunnen,
der drunten die Helligkeit hält.
Man muß an den Rand
des Brunnendunkels hocken,
entsunkenes Licht zu angeln
mit Geduld.
Pablo Neruda
 
ASCHROTT BRUNNEN
offene wunde der stadtgeschichte
herausgegeben vom
kulturamt der stadt kassel

dOCUMENTA 13 – IDEE DI PIETRA…

SOMMERSONNENWENDE

der längste tag, die kürzeste nacht…
in diesem jahr irgendwie nicht nachzuvollziehen. nichts ist hell – weder der tag, noch die nacht – alles nur grau.
es bedarf der mühe, die wende ins bewusstsein zu bekommen.

ich habe eine grosse hoffnung.
heute, um 12 uhr mittags, wird das erste kunstwerk, IDEE DI PIETRA (ansichten eines steines), des künstlers giuseppe penones, für die d0KUMENTA 13, eingeweiht. ein baum wird gepflanzt, der der dOCUMENTA 13 entgegenwachsen wird. das ist eine längere wachszeit als das mohn- und das reisfeld für sich in anspruh genommen haben.
ist zu wünschen, dass das wachsen zwischen den dOCUMENTEN bald keine pausen mehr kennt und einen riesigen teppich breiten möge.

dass CAROLYN CHRISTOV-BAKARGIEV
die natur- und jahreszeitenrhythmen im blick hat, gefällt mir und lässt hoffen.
sie sagt:
´dieses ereignis findet am tag der sommersonnenwende statt, wenn die sonne ihren höchsten stand am himmel erreicht. wir feiern den beginn des sommers und der schaffenskraft von kunst mit diesem augenblick im park – dem pflanzen eines baumes.´

ich gehe jetzt zum fototermin – das foto füge ich später ein…

hier die versprochenen fotos…

DSC_6217_CAROLYN CHRISTOV-BAKARGIEV

CAROLYN CHRISTOV-BAKARGIEV
die leiterin der dOCUMENTA d13

DSC_6228_GIUSEPPE PENONE

GIUSEPPE PENONE
der künstler der IDEE DI PIETRA (ANSICHTEN EINES STEINS)

P1010573_PIETRA_BAUM

IDEE DI PIETRA

P1010572_UNTEN_BAUM

UNTEN

das licht
spielt eine grosse rolle in giuseppe penones werk.
das licht zeigt etwas
etwas ins rechte licht setzen
das licht erhellt den kunstbaum
das licht lässt auch den kleinen baum wachsen,
(der leider nur ein strauch ist, was mein empfinden bezüglich symbolik stört –
ein bäumchen hätte es als gegengewicht schon gebraucht)
die wurzeln in der erde
das wachsen in den himmel
aber
was soll der stein da oben
der fantasie muss ja noch was bleiben
so sehe ich mit dem granit-findling
die erde dem himmel etwas näher
das schafft nur die kunst (und die fantasie)

P1010577_OBEN_ANSICHTEN EINES STEINS

OBEN

wie er die gekappten äste zur sonne reckt – flehentlich
die sonne ist ja da – nur bei uns nicht, jedenfalls zeigt sie sich nicht so,
wie es für diesen sommerbeginntag eine freude wäre

P1010592_KINDER AM STEINBAUM

P1010596_EINWEIHUNG D13 LEUTE

die kinder waren geladen. sie hatten freude an dem steinbaum. sie befühlten und beklopften ihn, versuchten an ihm zu klettern und hockten sich nieder zu einem frühstückchen.

ach, wenn doch jeden tag dOCUMENTA wäre…