WAPPENEICHE – KAMINEICHE – MARGARITA…
alle sind in der stadt und kaufen weihnachtsgeschenke. heute der letzte offene tag für die läden.
und wir sind im urwald – ganz alleine…. gute idee.
die urwaldeichen scheinen sich untereinander abgesprochen zu haben – sie segnen das zeitliche. den menschen konnten sie nicht mehr genügen. die rannten an ihnen vorbei, hatten anderes im kopf. urwald – das wurde zum programm, ohne ihr interesse wecken zu können.
die wappeneiche war mein liebling. ihre rinde war ein reines fundbüro – so viele verschiedene farbtöne – besonders wenn es feucht war. ein e-chen, weil es ausschaute wie ein geschriebenes kleines e, und der walderklärer meinte, ich hätte es hineingeritzt – so ein witzbold.
ihre ganze wucht ist nicht mehr zu erklären. sie hat mich verwundert, begeistert auch und immer wieder ermutigt, mir ein beispiel zu nehmen. sie hat mir mein sehen erhellt – sie hat mir aufschlüsse gegeben über das leben – über das sterben – ohne vergleiche zuzulassen. es ist so und nicht anders – hat sie gesagt – und alles hat seine zeit – lass das abwägen und trauern. das leben ist schön und das sterben – oder das leben hat keinen sinn, wie sollte das sterben einen sinn haben. verfall nicht ins grübeln.
und die kamineiche – nur noch manchmal verkrabbelt sich ein kind in ihrem inneren, wo es düster und so wunderbar farbig leuchtet. ein gitter soll ihr schutz bieten und erreicht gerade das gegenteil. auch sie ist gezeichnet. mirko entdeckte den spalt und sagt, hier geht er lang – es dauert nicht mehr lange. noch trotzt sie den wettern, läßt ihre vergangenheit ahnen. doch ohne absperrung zu ihr zu treten, war etwas ganz anderes. ich hatte ein verhältnis zu ihr, war ihr nahe.
so weggesperrt läßt sie das nicht mehr zu.
und die margarita erst – sie war die gesündeste von den dreien – so schien es mir. gern lag ich auf einem abgebrochenen ast unter ihrem grünen dach. in alle richtungen schickte sie ihre großen, stämmigen äste und das licht spielte darin, wie auf einer waldbühne. gern schaute ich zu und nahm gern ein bild mit. ehrfurcht flößte sie mir ein in ihrer mächtigkeit.
nun ganze seiten herausgerissen – schon wieder – macht mich traurig. sie war wie eine alte bekannte für mich und ich hab sie gern besucht.
fast sind alle alten baumriesen verschwunden – und was ist dann der urwald noch. lange wird es dauern, bis die jungen bäume gleichziehen und – das werde ich dann eh nicht mehr erleben…