WINTERSONNENWENDE 2011…

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in den wald bin ich gegangen, in den urwald, meinen urwald. wo sonst sollte ich diesem kürzesten tag ein paar momente der vollkommenen ruhe abringen, mit wem anders sollte ich diese momente teilen, als mit meinen urwaldbäumen, die mich schon so lange begleiten.
symbolisch entzünde ich das licht, das in dieser nacht – vom 21. auf den 22. dezember neu geboren wird. mir wird warm ums herz. nicht dunkel genug waren mir diese tage, um sich nach der helle zu sehnen. aber sie dauern ja auch noch. in den 10 rauhnächten ändert sich nichts. erst danach wird es wieder heller.

an dieser schwelle vom dunkel ins licht geben wir alles ab, geben es zurück in den weltenkessel, geben es hin zu der ‚alten der zeit’, die auch ‚die funkelnde’ genannte wird, die es neu mischt.
in dem moment, wo sich das licht zeigt, wo die dunkelheit es neu gebiert, dürfen wir der weisen alten beim rühren helfen und ihren tanz tanzen und ein bisschen erfahren von ihrem geheimnis, das sie nie ganz preis gibt. wir bedienen uns der bilder der mythen, weil das ganze so unvorstellbar für uns ist.

es ist schon ein paar jahre her, da ging ich mit marlis in den urwald, um mit einer klangmeditation die längste nacht zu verabschieden. es war nicht nur eine lange nacht, sondern auch eine überalle massen dunkle. nach tanz und meditation bei einem kerzlein waren wir vollkommen blind. ich verlor die orientierung. kein stern am himmel, kein geräusch, das war schon einigermassen spannend und aufregend. als wir uns bis zum auto zurückgetastet hatten, an der strasse ein flackerndes augenpaar. es war so dunkel, dass das tier nicht zu erkennen war. das augenpaar flackerte und mein herz flatterte ein wenig. ich bilde mir immer ein keine angst zu haben.
in der sababurg vollendeten wir unsere kleine feier mit gutem essen und einem vollmundigen tropfen.

KLEINER BAUM IM GROSSEN WALD…

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kleiner baum im grossen wald

die geschichte rührt mich.
sie fiel mir heute nacht wieder ein.

es ist eine weile her, da begegneten mir im urwald sababurg
eine mutter mit ihrem ca. 4 jährigen sohn.
wir kamen ins gespräch.
die mutter erzählte, dass der sohn einen lebensbaum
geschenkt bekommen habe.
da sie aber keinen garten hat fand sie, dass ein platz
im urwald zwischen all den anderen bäumen der rechte
sei.
sie machte sich die mühe, mit bäumchen und kind hier her zu fahren,
ihrem kind einen bleibenden eindruck zu schenken.
sicher werden sie hin und wieder nachschaun, was aus dem
kleinen baum geworden ist.

den platz kann ich nicht verraten. ich weiss ihn nicht.
einzig mutter und kind soll diese begebenheit in erinnerung bleiben.

SCHÄNDUNGEN IM URWALD SABABURG…

SCHÄNDUNGEN IM URWALD SABABURG…

´sanfter tourismus´
ist nicht das, was er sein sollte – sanft.
er lockt grössere besuchergruppen in den urwald und damit auch solche, die nur aus attraktionslust und langerweile in diesem wald mal gewesen sein müssen.
raudis nicht ausgeschlossen.
solche haben nämlich kürzlich grössere schäden angerichtet, indem sie bäume beschädigt und an ihnen herumgehackt haben.

dieser ´dunklen schönen´, nach der ich mein buch benannt habe, sind sie tüchtig zu leibe gerückt. in bein, schulter und hinterkopf ist mächtig hineingehackt worden. kinder oder tiere können es nicht gewesen sein, sie ist ca. zweimeterfünfzig gross.

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jetzt

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ein paar wochen vorher

nicht nur meiner ´dunklen schönen´ wurde gewalt angetan – mir blutet das herz – sondern auch anderen bäumen.
meinen urwaldwesen habe ich versprochen, dass ihnen hier nichts geschehen würde. weit gefehlt. der unter naturschutz stehende urwald ist nicht so geschützt, wie es sein sollte. den menschen den zutritt zu verwehren wäre die einzige massnahme, die solche schändungen vermeiden könnte.
der urwald sollte ein
FRIEDWALD FÜR BÄUME
sein.

an dieser eiche haben sie besonders gewütet. solange daran herumgeschlagen, bis der baum sein innerstes zeigte. nun rieselt das, was er bisher noch halten konnte, nach aussen. das lässt ihn schneller morsch werden und beschleunigt seinen verfall. auch aussen sind teile abgeschlagen und zerstört. sie haben ihm seinen fuss weggeschlagen…

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heute
foto peter bräutigam

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meinem moosengel haben sie den ganzen kopf abgeschlagen. ein pilz versucht die wunde zu verschliessen. die gestalt eines kopfes wird sich nun nicht mehr herausbilden, nicht mehr herauswagen…

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heute

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vorher

dem entenküken haben sie das maul abgeschlagen und den nacken weggekratzt.

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an den gegenüber liegenden baumstämmen sind grosse pilze herausgerissen.
auch das können kinder kaum getan haben. die sitzen so fest und diese waren bis zu 25 zentimeter durchmesser gross, dass einige gewalt dazu nötig gewesen ist.

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jetzt

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vorher

ich kenne meinen urwald gut und bin besonders aufmerksam für veränderungen jeglicher art. wenn den bäumen ein leid geschieht, geschieht es auch mir. bäume haben eine seele. sie sind weiser als wir denken. aber gegen rohe gewalt können sie sich nicht wehren. dass wir uns umbringen, wenn wir sie vernichten, ist aber klar.

dass besucherinnen und -besucher des urwaldes den nötigen respekt aufbringen mögen den bäumen, den pflanzen und den tieren gegenüber und achtsamkeit walten lassen – das wünsche ich mir.

DIE DUNKLE SCHÖNE…

DIE DUNKLE SCHÖNE UND IHRE URWALDWESEN
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orphne,

die dunkle schöne mit ihrem tier.
wie eine göttin bewacht sie den urwald und ihre wesen.
sie weicht nicht von der stelle.
ihre aufgabe ist heilig.
ihren platz hat sie inmitten des waldes.
in ihrem tier, SINACH, verkörpert ORPHNE die wachsamkeit und alle damit verbundenen tugenden.
allem widersteht sie, dem frühling, dem sommer, dem herbst und dem winter – den damit verbundenen wettern.
klar bleibt sie und aufrecht.
mit geneigtem kopf wehrt sie die äusseren anfechtungen ab, hört ihren herztönen nach, welche widerstände sie entwickeln muss, um ihren schützlingen geborgenheit gewähren zu können.
sie selbst geniesst den schutz ihres tieres und dem des herzens auf ihrem rücken.
tier und herz tragen aufmerksame mienen.
sinach und orphne sind nicht auseinander zu denken.
sie gehören zusammen, im leben, wie im sterben.
sie scheint mir wie die mutter des waldes,
die ewig fruchtbringende quelle von allem.

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ADLERFARN
EINE HASSLIEBE IN BILDERN
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farne entführen in das zauberland des schattens. sie sind symbole des schattens, des geheimnisvollen und des verborgenen. feen und zwerge tummeln sich unter farnen. den farnfeen das geheimnis des farns zu entlocken, ist ein schwieriges unterfangen. feen sind verschwiegene wesen und für die meisten unsichtbar obendrein. nur, wer den farnsamen bekommen hat, ist ebenso unsichtbart und kann sich mit ihnen verbinden. das ist dann ein zustand, oder besser gesagt ein geistesumschwung, der geheimnisse nicht mehr als solche betrachtet, sondern als etwas gegebenes.
so besteht keine gefahr, dass ein menschliches wesen, das den farnsamen hat, also unsichtbar ist, diese geheimnisse preisgeben könnte. dass es viele geheimnisse sind, ist ziemlich sicher. eigentlich hat jedes farnwedele sein eigenes und insgesamt, jeden wedel mitgerechnet, kommt da ein riesiger geheimnisberg zusammen. den abzutragen ist den menschen nicht gegeben.

PARADIESGARTEN…

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nur wenige menschen glauben, das paradies auf erden gefunden zu haben.
sie tragen eine ahnung in sich, dass das paradies der ersehnte platz sein könnte. wie und wo er ist, können sie nicht sagen. es ist mehr ein gefühl, das geborgenheit vermittelt, nach der sie sich sehnen. ein innenort sozusagen.

wenn ich mit meiner mutter in ihrem garten sass, die sonne schien und die vögel zwitscherten, muss sie diesem gefühl ganz nahe gewesen sein. sie sagte, dies ist mein paradies, breitete beide arme mit geöffneten handflächen, als wolle sie ermessen, was ihr so zu herzen ging.

in letzter zeit, nach ihrem tod, ich kenne den zusammenhang nicht, bin ich in einem kleinen teil meiner erinnerungen hocken geblieben – es ist der hoppegarten, der mir gegenwärtig ist aus meiner kindheit und nichts gegenwärtiger als dieser.
wir waren auf ein dorf evakuiert. wir hatten einen garten und noch einen und noch einen, in dem meine mutter pflanzte und erntete für unser leibliches wohl.
dieser fleck erde ist mir mit seinen gerüchen und farben und ereignissen vor augen, wenn ich kindheit denke. das paradies meiner kindheit.

heute fotografiere ich im urwald mit schöner regelmässigkeit und ausdauer.
ich gehe auch schon mal über die grenzen in den angrenzenden reinhardswald.
letztens als ich die huteallee in beberbeck und die gebäude der domäne fotografierte, kamen mir die gedanken, dass ich meine paradiesische zeit nicht verloren habe, dass ich sie nur verlegt und ausgedehnt habe. die ganzen wälder und felder ringsherum ein einziges paradies.

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