JÜDISCHER FRIEDHOF KASSEL-BETTENHAUSEN…

SCHMERZ oder EXSTASE

Der 9. November ist der Tag, an dem wir aller Opfer des Holocaust gedenken.

am gedenkstein an die opfer der greueltaten der nazis blumenkranzschmuck und frisch wie am ersten tag. dass ich ihn nicht fotografiert habe, hat wohl einen tieferen sinn
wenn ich nur deutlich wüsste welchen…

vor vielen jahren habe ich die LEBENDIGEN TOTEN auf dem jüdischen friedhof in bettenhausen oft besucht. s. buch: ICH SCHLAFE – MEINE SEELE WACHT
nun muss ich mich wieder einschwingen. der kontakt meiner seele zu den seelen der hier in grosser zahl versammelten bedarf grosser anstrengungen. regen unterstreicht die trauerstimmung. dass sie mich nicht wiedererkennen – die lebendigen toten – die ich fast zu meinem bekanntenkreis zähle, denke ich und meine seelenlage hängt irgendwie schief und ich versuche, sie in den griff zu bekommen. dass ich nicht jubelnd vondannen ziehe und die wiederkontaktaufnahme nicht auf der stelle, an der ich ganz bewußt stehe, sich wandelt in wiedersehensfreude, ist mir im nachhinein sehr deutlich.

heute bin ich in begleitung – da halten sich meine lebendigen toten schon deswegen auf abstand – vertrauen fällt nicht vom himmel und um vertrauen geht es hier in erster linie – nicht zuletzt ob der gemachten lebenserfahrungen – die unvergessbaren.

die herbstlich gestaltete gräberlandschaft, wie ich sie vor jahren oft vorfand, habe ich um 2 tage verpasst. ratzeputz ist das wunderschöne herbstlaub weggeräumt worden und muß wohl so sein, ob der vor jahren bewirkten geltendmachung der parkordnung – auch für jüdische friedhöfe. das entspricht nicht im geringsten den vorstellungen der jüdischen menschen und ihren so speziellen vorstellungen.
Jüdische Friedhöfe gelten als heilige Orte. sie dürfen nicht aufgelöst werden.
einzig die liegenden grabsteine sind noch mit laub übersät. im herabfallenden regen zeigt sich der gesamte friedhof in trauerstimmung. wohl angemessen in dieser jahreszeit, die auf ev. friedhöfen übermäßig mit blumen bedacht werden. dagegen auf jüdische der hinweis, dass nichts lebendiges eingebracht werden darf – ausser den toten steinen (???) und der brauch, bei einem besuch einen stein abzulegen. hier liegen keine steine auf den gräbern und b. fragt, ob denn hier je ein mensch anzutreffen wäre…
insgesamt kann ich sagen, dass der aufräumsplean mehr verschandelt, als zu einem anheimelnden erscheinungsbild beiträgt. jede UN-ORDNUNG hat auch seine eigene ordnung. in der natur gibt es keine un-ordnung…

es sind die uralten riesigen bäume die mich anrühren. standhaft – möchte ich sie nennen – fast majestätisch – die eichen. sie werfen in diesem jahr besonders viele eicheln ab.
diese imposanten bäume sind nicht nur ein symbol der natur, sondern auch eine quelle der faszination und inspiration. mit ihrer streckkraft scheinen sie den himmel erlangen zu wollen. besonders sympathisch – sie respektieren viele gäste – das efeu.

die gräber der sefardischen juden (portugiesen) sind von denen der aschkenasim (deutsche juden) getrennt.
die zeiten – also das alter der gräber – tun auch dabei mit.

den bestand und zustand der gräber zeige ich heute nur andeutungsweise – einen nächsten besuch habe ich schon angedacht…

 

H E N S C H E L – AREAL …

NEUES STADTQUARTIER…

H E N S C H E L – AREAL

Für ein neues Stadtquartier in Kassel

Inmitten von Kassel-Rothenditmold, auf dem historischen Fabrikareal des ehemaligen Eisenbahnherstellers Henschel, entsteht in den kommenden Jahren ein neues Stadtquartier. Gemeinsam mit Bürgern, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wird in einer „Offenen Projektentwicklung“ ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept als belastbare Grundlage für die Quartiersentwicklung entwickelt. Ziel ist es, ein neues, spannendes Stadtquartier zu entwickeln, das an die bewegte Geschichte der Region anknüpft.

ohne von den bemühungen um das HENSCHEL-AREAL zu wissen, hatte ich den entschluß, meine bisherigen fotografischen notationen und aufzeichnungen zu kassels stadtgeschichte zu erweitern  genau an jenem tag des entschlusses.

damit schließe ich an meine bisherigen berichte an und hoffe weiterhin den nun endlich beabsichtigten umsetzungen für diese „projektentwicklung“ folgen zu können.

der vergleich mit den zur d14 gemachten aufnahmen in frappierend. nach wie vor ist meine neugier auf sich VERÄNDERNDES ungebrochen. heisst GESCHICHTE doch IN BEWEGUNG SEIN.

dass sich auf diesem so lange prachliegenden gelände nun etwas tut, entlockt mir einen freudensprung, nicht zuletzt deshalb, weil KASSEL-GESCHICHTE sich nur sehr sehr langsam BEWEGT (ich erwähne nur SALZMANN…) geschichtlich in den gleichen zeitraum einzuordnen…

Am 1. November 1876 trat Heinrich SALZMANN nach einer gründlichen kaufmännischen Ausbildung in Kassel bei Siegfried Aschrott in den Betrieb „Salzmann und Behrens„ ein. Das Datum gilt als Gründungsdatum für die später eingetragene Firma Salzmann & Comp.

HENSCHEL & SOHN  (ab 1957: Henschel-Werke) war ein Maschinen-, Fahrzeugbau- und Rüstungskonzern mit Sitz in Kassel. Das Unternehmen wurde 1810 als Stückgießerei gegründet und war zeitweise einer der bedeutendsten Hersteller von Lokomotiven in Europa.

KUNSTMESSE KASSEL – documenta halle

13. bis 15. sept. 2024

BILDER UND BILDER UND BILDER…

CHRISTINE REINCKENS

…mal ein schuh – mal ein fisch – aber immer wieder und präzise eingefangen MENSCHEN  in lebendiger und wartender pose – auch ab- und auftauchend – wie hier im WASSER –  mit wasser empfängt sie die besucherinnen und besucher diesmal, läßt sie eintauchen in ihr metier und verwickelt sie in ein gespräch. sie ist den menschen nahe in ihren bildern und die menschen sind ihr nahe und gern – das macht die verständlichkeit und durchsichtigkeit ihres tuns. sie ist präsent in jeder kunstmesse und dadurch bekannt wie…

 

BIRGIT SOINÉ

» der Farbe ihren Reichtum an Nuancen entlocken «

es sind die SCHNITT-STELLEN die mich anspringen in ihren gemälden – und die frage WHAT DO THEY DO. sie spielt mit licht den farben – beingebungen und gefühlen. sie ziehen mich in bann und lassen mich immer wieder zu sich hinschauen.

 

KARIN BOHRMANN-ROTH

wir kennen uns saus studienzeiten – wie zu einem treffpunkt gesellen sich noch andere aus der zeit um 1980 hinzu. rückerinnerungen also.

ihrem stil ist sie treu geblieben – es geht um wiedererkennung und präzisem ART-stil. die gespräche verbinden – verbinden altbekannte und nichtbekannte – das vermag eine kunstmesse insbesondere.

BESUCHERINNEN UND BESUCHER….

die stimmung ist gelockert und fast heiter – trifft alte bekannte/innen – fast der wichtigste teil einer kunstmesse.

ich bin seit langem mal wieder unterwegs und freue mich dabeigewesenzusein…

rosadora

K O M P O S T L O C H – MEINE BESONDERE KUNST …

VON KOMPOST ZU KOMPOST…
oder – VERGEHEN UND WERDEN

NATHALIE POLLAUF hat in ihrem aufsatz über das kunstwerk „UNTILLED“ von pierre huyghes vermerkt: „… eine neue erkenntnisebene dazuzugewinnen. diese liegt darin, dass die situative skulptur „untilled“ nicht nur als autonomes objekt betrachtet werden kann, sondern als ein lebendiges geflecht von beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen wesen und naturen. im zuge meiner forschung wird verdeutlicht, dass die verwurzelung im kompost nicht nur metaphorisch zu verstehen ist, sondern eine wechselwirkung mit der umwelt darstellt, die bis heute und darüber hinaus andauert…“

die wechselwirkung ist in meinen bildern nachzuspüren. wie das „geflecht von beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen wesen und naturen“ funktioniert macht der heutige tag durchsichtig. natalie schickt mir das heft KUCKUCK mit ihrem UNTILLED-aufsatz – darmit für mich die aufforderung im kompostloch nachzuschauen wie weit es sich der vorstellung es dem park gleichzuschalten genähert hat. in der tat ist ein ganzer komposthügel – einer von den zwei großen – weg – er ist einfach weg. nachzuvollziehen ist so eine veränderung immer nur von denjenigen welche den gesamten untilled-prozess verfolgt haben.

foto bettina w.

 

nichts ist vergeblich
alles ist umsonst

geschichten aus dem kompotloch 16. 04.2014

hier habe ich ein bild eingefügt von meinem lieblingshügel – ich nannte ihn ACKERSENFHÜGEL weil er mit seinen strahlenden pflanzenblüten leuchtete – um den menschen MUT ZU MACHEN wie mir schien  und nicht zuletzt mir selbst. als er dann abgetragen und weggeschafft wurde habe ich verfolgt wo er abgeblieben war.KOMPOST 12.42und nun der zufall den ich nicht zufall sondern vorsehung nenne, gerate ich heute genau dorthin wo er nun lager – im werkhof. zwischenzeitlich habe ich ihn den ALTEN-NEUEN-HÜGEL schon hin und wieder besucht und fotografiert. aber jetzt stellt sich die situation so dar dass er die verbindung zum kompostloch hält und nun an aufmerksamkeit meinerseits bedacht werden wird weil dass die fortsetzung des kompostloch-prozesses ist.

und er gefällt mir nicht weniger in seinem weiterexistieren – dieser welcher dem ackersenfhügel nicht nachsteht. mike der gärtner – von der insel siebenbergen – will das tor schliessen (arbeitsschluss) gewährt mir aber noch einen zeitraum in dem ich diesen hügel noch betrachten und fotografieren kann – ein danke nochmal…  mike macht mich darauf aufmerksam dass ich um den hügel gehen muss weil dort kürbispflanzen sich vorbereiten. sie zeigen sich prächtig und unbeirrt – aber ich nehme an dass sie ausgesät sind. und so entteht eine weiteres beziehungsgeflecht zwischen naturkraft und menschen-gemachtem.

viele andere pflanzen haben sich herausgewagt, und sie müssen ja das sterilmachen überstanden haben welches die erde des kompostlochhügels hat ertragen müssen.    natur vermag immer wieder zu überraschen – mein staunen nimmt kein ende.

rosadora

 

 

THEATER WILDWUCHS…

WILDE BLÜHPFLANZEN AM UNTEREN FRIEDRICHSPLATZ…

ja, so könnte es gehen – der natur freien lauf lassen – wie mir das gefällt… mir kommt das  Das Mohnfeld der Kroatin Sanja Ivekovic in den sinn. es zu vergleichen wäre vermessen, entstand dieses wildblumenfeld doch ohne einwirkung von menschen und hat für mich somit eine stärkere wirkkraft in bezug zur symbolik. die VERGÄNGLICHKEIT und das VERBLÜHEN erzeugen in mir ein starkes bild.

den aufbau dieses noch bestehenden theaters habe ich miterlebt und bei der einweihung  begeisterten mich die vielen kleinen köpfe an der betonwand – und ich bitte dich – BETON in einem theater… das war nach dem krieg. das alte wegsarnierte theater habe ich auch noch gekannt. da erinnere ich mich an ASCHENPUDDEL – meine erste begegnung mit der theaterKUNST. wie sich das renovierte theater präsentieren wird macht mich neugierig. und dass in der zwischenzeit – es wird ja einige jahre dauern – die WILDBLUMENZEIT erhalten bleibe. Continue reading

STREET ART TO GO …

ruruHAUS – documenta-wandkunst ..

das ruruHaus ist ein hingucker mit seiner klaren farbgestaltung. das haus war 2022 zur documenta ein multifunktionales informations- und veranstaltungszentrum – hingucker wegen seiner klaren formgebung. entworfen vom studierendenkollektiv STUDIO 4002 aus jakarta und weiterentwickelt von der berliner markenagentur STAN HEMA.

mir fällt es schwer, die symbolisch verschränkten hände  zwischen den verschlungenen linien zu erkennen. das lumbung-prinzip beruhte auf den gemeinschaftlichen praktiken des TEILENS, der SOLIDARITÄT und der FREUNDSCHAFT.

das ruruHaus ist nicht zu übersehen. es gibt nun der treppenstrasse einen unübersehbaren tatsch. möge es noch lange diese hinweisende eigenheit erfüllen.

in anlehung an: STREET-ART TO GO – cdw stiftung – im euregioverlag

STREET ART TO GO …

GRAFFITI  – ENTLANG DER AHNA – KLINIKUM KASSEL…

Street-Art ist mehr als nur bunte Farben auf beton. sie ist ein spiegel unserer gesellschaft, ein ventil für kreativität und ein aufruf zum nachdenken. wenn man durch die straßen geht, sollte man nicht nur auf den boden schauen, sondern auch die wände betrachten, denn dort findet man KUNST, die uns alle berührt – ob wir es wollen oder nicht.

„die höchste, logischste, reinste und stärkste form der malerei ist die wandmalerei. (…) außerdem ist sie die selbstloseste form, denn sie kann nicht zum gegenstand privaten gewinns gemacht werden, und man kann sie auch nicht zum nutzen einiger privilegierter verstecken. sie ist für das volk, für ALLE da.“     josé clemente orzozco (begründer des muralismo, 1929)

in anlehnung
STREET-ART TO GO
heraugegeben von der cdw stiftung gmbh – im euregioverlag kassel

2015 habe ich zum ersten mal diese lange kunstmauer fotografiert. sehr viel kontaktet habe ich da noch mit menschen und hunden. diesmal bin ich in begleitung aus gesundheitlichen gründen und meine zeit nicht frei verfügbar. da fehlt mir das gespräch mit den menschen. auch scheint es sich in der zwischenzeit verändert zu haben was das vorhandensein von zeit und muse bedeuten. die menschen – groß klein – jung und alt eilen vorbei mit rädern – auf skatern.

die graffitis scheinen mir weniger zum nachdenken als harmonisch und farblich aufeinander abgestimmt – ich würde sie einstufen – wenn das überhaupt geht – als MITGESTALTEN DES ÖFFENTLICHEN RAUMES  – kunst ist es  für mich allemal und auch sehr gekonnt.

ERINNERUNG … 5. APRIL 2016

dass ich diesen artikel gerade heute finde…

nein, es ist kein zufall – wenn doch, dann haben zufälle ihre gesetzmäßigkeit
jedenfalls bei mir.
es scheint, als habe sich in der zwischenzeit an der weltlage nichts geändert.
ich wills nicht näher ausführen – ihr wisst es genauso wie ich.
die lage ist schief im übelsten sinne.
um nicht verrückt zu werden, muss man neben den welttragödien versuchen,
das annehmbare und gute und auch schöne nicht ausser blick zu lassen.
ja, es gibt es – auch – das schöne. legen wirs drauf an – versuchen wir ein
zipfelchen davon zuentdecken und sagen danke…
auch in diesen jahr hatte ich wieder sehr schöne begegnungen AUF DER TREPPE….
rosadora

GESPRÄCHE UNTER KIRSCHBLÜTEN…

KIRSCHBLÜTE – GUSTAV-MAHLER-TREPPE

syrienfreunde_P1450560gustav-mahler-treppe
kirschlütenbeginn
treffen mit alten und neuen syrischen freunden

ahmad
wael
iyyad
othman
devvie

SYRIENFREUNDE I_KIRSCHBLÜTE MAHLERTREPPE_04.044_bearbeitet-1devvie fotografiert

zwei von ihnen hatte ich schon beim
wasserpfeifenrauchen am auebasin getroffen
einer von ihnen erkannte mich wieder
die fotografin…

alles beginnt
auch freundschaften
unter blütenbäumen
KIRSCHBLÜTE MAHLERTREPPE_II_04.042_bearbeitet-1wir unterhalten uns lange
haben spass
auch trauriges wie der krieg in aleppo
den der jüngste ahmad von ihnen erlebt hat
wir alle
am fuße des großen kriegsmüllhanges
in der aue – dem rosenhang…
welch großes symbol

sie studieren
zwei ´backpfeifen´
devvie 35 ist die älteste
und ärztin aus indonesien
ein zahnarzt 28
der mir neue zähne machen will…
ein bauingenieur

wael spricht augesprochen einwandfrei
deutsch – nach 3 monaten
auch mit den anderen kann ich mich auf deutsch
gut verständigen
sie scheinen nicht nur talent sondern
einen bewundernswerten ehrgeiz zu besitzen

warum ich so glücklich bin sie zu treffen
es geht ein hoffen von ihnen aus
sie leiden an der augenblicklichen
weltsituation
den vielen kriegen
und mir ist ganz übel
wenn ich darüber nachdenke

sie werden dazu beitragen
dass die hoffnung und die freude
wieder in die welt kommt
wenn einer von ihnen auch äußert
dass sie – die welt –
verloren ist – zugrunde gehen wird

sie sind zwischen 18 und 28 jahre
eine generation
der die weltentrümmer um die ohren fliegen
und der ich die kraft wünsche
dass sie etwas verändern können
dass sie eine chance bekommen
nicht zu retten – das wäre traumtänzerisch
aber sie zu verändern
weiterhin eine lebensgrundlage zu schaffen

das war mein geschenk zum gestrigen tag
nachdem ich schon verwöhnt worden war
von der sonne
und ich im tschingis khan draussen
zum essen sitzen konnte

KIRSCHBAUMBLÜTE – WIESO DENN NICHT…

MAHLERTREPPE IN BLÜTE

es ist intuition sag ich dir… wir wollen einen gang in der aue machen und werden in richtung mahlertreppe geführt.“geführt“ – von wem oder was denn – reine intuition – du mußt es nur zulassen.

 

 

 

 

 

glückliche menschen, fotografierende menschen, kontaktfreudige menschen – und alles nur, weil es frühling wird, geworden ist. die blühbäume vermögen es – die sonne auch und die merklich wärmeren temperaturen. alles auf anfang – ach wäre doch immer „alles auf anfang“, den hoffnunggebenden, kraftspendenden, mutmachenden und ichweißnichtwasnochalles machenden. a wie anfang – n wie nunmachdochmal – f wie freudespendend – a wie achliebmichdoch – n wie neugeboren – glaube mir!!!

die blüten scheinen mir in diesem jahr blasser als sonst all die jahre und auch kleiner außer mir äußert das niemand, naja. ich spreche mit menschen, die ich gar nicht kenne und sie freuen sich – das ist außergewöhnlich für kassel. auffallend viele junge leute  – sie hocken unter den bäumen, machen fotos, fotografieren sich gegenseitig.

achja, den penone-baum nicht vergessen. er hat darauf gewartet, dass die menschen ihn wieder in ihre mitte nehmen. noch sind es einige wenige – aber immerhin. bald, bald wenn die temperaturen wärmer werden, sitzen sie wieder um ihn herum, rauchen ihre shisha, verbringen sorglose stunden mit ihm.

mehr vom baum nächstesmal.

 

 

DIE JAHRESSPIRALE…

die jahresspirale
an ihrem tiefsten punkt…

die spirale des jahres erfährt seine engste enge, seine tiefste tiefe und verdichtet in den nächsten 12 nächten, den rauhnächten, seine verwandlung in den gegenschwung in ein neues, ein weiteres jahr. in der dunkelheit dieser besonderen zeit bereitet sich das licht vor. nie waren die ängste der menschen ausgeprägter, die hoffnung, dass eine wendung erfolge, grösser, als in den tagen der wintersonnenwende.

in der heutigen zeit versuchen wir, die dunkelheit zu überlisten mit lichterketten, geglitzer und geklimmer, das von aussen kommt. die tiefe in der dunkelheit, in der neues sich vorbereitet, wird nicht mehr wahrgenommen. der jahreszeitenrhythmus, an dem wir uns für unsere inneren regungen orientieren könnten, wird ignoriert. das kaufangebot kennt schon lange keine jahreszeiten mehr. wir können erdbeeren im winter kaufen und wintergemüse im sommer. aus allen erdteilen der welt können wir beziehen, was und wann immer wir wollen.

rituale, die diese übergänge einst begleiteten, sind weitgehend vergessen. die irritation durch das dauernde habenkönnen und doch nicht wirklich wesentliches zu bekommen, schafft eine grosse orientierungslosigkeit. rituale wieder aufleben zu lassen hiesse, sie neu zu kreieren, mit neuen inhalten sich an dem immerwährenden wieder anzuschliessen.

in den rauhnächten, in denen die natur den atem anzuhalten scheint, geschieht in der tiefe die verwandlung, das wenden zum neuen hin. wir haben daraus die närrische zeit entwickelt, wo wir mit lärm und gelächter das alte jahr vertreiben, das unterste nach oben drehen können und dürfen – alles ist jetzt erlaubt, als wären es die letzten tage, nicht nur im jahr , sondern die uns noch verbleibenden.

mit der stille still zu sein, fällt uns schwer, auf das neue zu warten, noch schwerer. es deutet sich ja auch nur zaghaft an. aber in winzigen ansätzen bereitet es sich schon vor. wir müssen nur leise und bereit sein, uns überraschen zu lassen. dass aus einem kleinen samenkorn ein ganzer baum erwachsen kann – das müssen wir uns nur einmal vergegenwärtigen – wäre genug grund zu staunen und zu hoffen.

text von 2006

dies ist nicht blüte
nicht frucht
dies ist nicht frühling
nicht sommer
nicht herbst
dies ist nur der winter
mit seiner innigsten
grössten wärme
der hoffnung

duschenka
21.12.99