F L I E G E N . . .

ETEL ADNAN

‚ich werde mir flügel wachsen lassen und fliegen‘

FLIEGEN_ROSA_ART3

botschaften senden aus dem all fallen die gedanken auf die strassen haben ihren sinn verloren sind die menschen ohne den druck der engel verblassendes weiss verblendet sie haben fremderen wesen ihr vertrauen ist grenzenlos abgewirtschaftet werden die felder keine müde mark ist ihnen geblieben sind sie in alten bahnen verläuft es von meeresküste zu meeresküste sind sie gezogen wird immer nur das weisse an den rändern gibt ihnen zu denken brauchen sie nicht in den abgründen befindet sich eine ungeheure menge an glaubwürdigkeiten wird es mangelt ihnen an diesem und jenem sind sie nicht mehr interessiert gehen sie von einem ort zum nächsten zufallsprodukt werden sie gezwungenermassen haben sie einen grösseren radius müssen sie erst noch in ihrer wahrnehmung haben längst sind die verschiedensten ideen lassen sich nicht in das gehirn ist eine breite nervenmasse schwirrt ihnen vor augen haben sie immer nur das eine ist weiss ganz weiss…

rosadora
11.4.2013

VERWEGENHEIT…

800_VERWEGENHEIT_14.08_bearbeitet-1

nach auffassung von claire pentecost sind künstlerinnen und künstler diejenigen, die sich bereiterklären, in der öffentlichkeit zu lernen und das wissen selbst in der kulturellen sphäre der auseinandersetzung über werte zu befragen.

rosmarie aus der schweiz wurde schon ganz ‚krapplig‘ bei dem wort VERWEGENHEIT
und schreibt dazu:

liebste RosaDora

du kannst dir mutmasslich sehr wohl vorstellen, dass mir deine verwegene
tier-collage total spass macht. einmal habe ich bilder gerne, die ich frei
interpretieren darf, zum andern macht mich das wort VERWEGENHEIT
ganz krapplig:
noch immer suche ich in unserer verworrenen aktuellen welt
nach guten worten, welche die energie der drachin auszudrücken
vermögen.
das wort WEG in verwegenheit appeliert für mich ganz deutlich an die
eigenverantwortung in unsern entscheiden und gleichzeitig lächelt es
spitzfindig mit der chance des guten zufalls …. mutig in die zukunft
schreiten.

was sie wohl erst zu dem satz von claire pentecost
die diesen satz auf der dOCUMENTA 13 äusserte
sagen wird
die uns auffordert in der auseinandersetzung über WERTE das wissen in der kulturellen sphäre zu befragen

was schätzen wir als WERT
was ist uns wert zu leben
wo müssen wir sie suchen
und geht es um innere oder auch um äussere werte
wert anundfürsich hat noch keine aussage –
vielleicht auch keine bedeutung
kann KUNST dazu einen beitrag leisten

das wort WERTSCHÄTZUNG fällt mir ein…

SOMMERSONNENWENDE…

die sonne steht in ihrer vollen lichtkraft
gegenüber den 12 rauhnächten liegen die 12 nächte des mittsommers
unsere pläne und wunschvorstellungen die wir in den 12 rauhnächten gesponnen haben sind kurz vor ihrer erfüllung
noch können wir alle unsere energie dahingehend verwenden die letzten schliffe anzubringen ehe wir ernten
höhepunkte werden ersehnt im äusseren tun wie im inneren gestalten
ebenso werden sie gefürchtet weil die zeit abläuft uns weiter nichts bleibt als zu schauen ob uns dies und das gelungen ist
ob wir die gelegenheit erwischt haben oder ob wir sie haben verstreichen lassen versetzt uns in grössere spannungen
die teilerfolge stimmen uns nicht glücklich obwohl es in allem so ist dass etwas gelingt und anderes nicht und dass das der natürliche lauf der dinge ist
wir wollen immer alles
die sonnenwende ist die nahtstelle zwischen den welten
da tanzen göttinnen und allerlei hexenfrauen mit
die frauen brauten einst starkbier und versetzten dies mit kräutern
es hatte eine berauschende und aphrodisierende wirkung
es wurde getanzt bis zum ver-rücktwerden
die alltagsgedanken konnten sich nicht mehr durchsetzen
ins feuer könnten wir unsere bedenken werfen und unsere nicht erfüllten wünsche und sie umwandeln lassen zu mehr gelassenheit
gelassenheit – ein wort das sehr viel von uns verlangt
es stellt eine ständige anforderung an uns

wenn unser rhythmus ein kleinwenig fester gelegt wäre so wie die sonne ihre bahnen zieht die erde sich dreht die bäume blühen und verwelken hätten wir es leichter
die ansprüche hätten keinen platz mehr zur entfaltung und die unzufriedenheit würden wir nicht kennen
aber da wir unser schicksal hin und herschieben können (oder auch nicht) müssen wir weiter durchs feuer uns läutern und reinigen bis wir ganz klein und zu asche werden
heute lodern die feuer – hier und da und dort – und es ist nicht an schlafen zu denken und nicht an schatten und nicht an misslungenes
heute feiern und tanzen wir und singen
‚SONNE, DU FEUERKRAFT, WIR FEIERN DEINE FÜLLE, LICHT SEI IN UNS.’
lied: arunga heiden

das mittsommerfest – ein fest der freude und des dankes…

BLÜTENPRACHT UND SAMENWUCHT…

BRIEF VON ROSMARIE aus der schweiz
antwort auf BLÜHEN UND WELKEN

liebe RosaDora

ja, wie recht du hast, die angst oder gar trauer anzusprechen
hat wirklich zu tun mit unsern erfahrungen des sterblichen seins,

BLÜHEN UND WELKEN
BLÜTENPRACHT UND SAMENWUCHT
GENAUES HINSCHAUEN

WIR WISSEN NICHT WAS DAS NICHTS IST
WENN RAUM UND ZEIT UND MATERIE
FÜR UNS WEGFALLEN

AUCH DER SAMEN MACHT DIE VORSTELLUNG
DES NICHTS NICHT DEUTLICHER, DOCH
DER SAMEN GEHÖRT ZUM SCHÖPFUNGSLIED.

DER SAMEN IST NICHT BELANGLOS,
ER ZEIGT UND WEIST AUF, DASS ES EINEN
NEUANFANG GIBT.

BUDDHISTEN FINDEN DARIN IHREN WEG-
CHARAKTER – AUCH DIE MENSCHEN, WELCHE
AN DIE WIEDERGEBURT GLAUBEN

MEINEN REALITÄTSGEHALT SUCHE ICH IMMER
NOCH IN DER SCHÖNHEIT UNSERES LEBENS,
HALT EBEN IN DER LIEBE ZUM SCHAUEN

VON BLÜHEN UND WELKEN UND BLÜHEN UND ….
VOM MITSCHAUEN DÜRFEN

darum,
was sprichst du denn von einem suchen eines
dankes für mich??
deine botschaften in wort und bild sind für
mich lebensklänge der besten ART

eine innige umarmung
rosmarie

DAS BEINAHE UNMÖGLICHE…

die poesie
tanz und gesang auch
ist eine elementare form der kunst
du drückst nicht nur funktionale dinge aus
nein du willst es ausdrücken
das sich beinahe unmöglich sagen lässt
also sagen wir es poetisch
wir schreiben ein gedicht

etel adnan

schriftstellerin und malerin
unterrichtete geisteswissenschaften
und philosophie
in san rafael, kalifornien
war feuilletonredakteurin
in beirut
u. u. u….

ROSE AUSLÄNDER …

ZUM 112. GEBURTSTAG

flieder verführt mich
zum schwur
ich bin ein atem
im mai

die blauen adernflüsse
wer nimmt ihre mündung wahr

welchen anteil
haben die sterne
an meinem traum

im maiglöckchenraum
dem störrischen stier
geweiht

der widerspruch
steckt mir als angel
im blut

rose ausländer

mai
mein monat
du streust
den weissen
blütenschnee
mir in den nacken
er brennt

rose ausländer

ES LACHT INSGEHEIM…

es braucht nur zwei hände
in die es sich legen kann
und die ohren spitzen
für die wohltat des augentrosts

ich bin rund wie ein ball
sagt das frettchen
kugelt sich zusammen
und lacht insgeheim
dietlind

zwei hände
hätte es gebraucht
damit es sich hätte
hineinlegen können
was ist schief gegangen
ich weiss es nicht
aber
es lacht insgeheim…
rosadora

dietlind kinzelmann
aus:
WILDFÜSSIG NACH NINIVE
christel göttert verlag