1936 – 2017
“Warum nicht einfach die Wand eines Gebäudes hinunterlaufen? Schwerelos wie auf dem Mond. Mit ihrer Tanzkompanie verließ Trisha Brown das Studio und ging auf die Straßen von Soho.
Mit Modern Dance wollte sie nichts zu tun haben. Es ging ihr um alltägliche Bewegungen. „Für mich geht es immer darum, über das hinauszugehen, was ich bereits weiß und dann herauszufinden, ob mir das Vergnügen macht“, sagt die 71-Jährige. Seit den späten 60ern lebt sie in einem Loft am Broadway in Soho. Und genau dort entstanden auch die Zeichnungen für die documenta.
Als hätte sich Trisha Brown die Aufgabe gestellt, ihre choreografische Erfahrung auf kleinstem Raum zu verdichten, tanzte sie dazu – mit einem Kreidestift zwischen den Zehen – auf einem Stück Papier: Zeichnen als Spur von Körperbewegung und Körperradius. „Ich versetze mich in die Zeichnung wie in eine Improvisation beim Tanz, ich übertrage das Tanzen auf das Zeichnen“, erklärte sie.“
„Und wenn ich spüre: das ist gut, dann muss ich ein bisschen Abstand nehmen, um nichts zu überstürzen. Denn manchmal liegt die Schönheit in der Andeutung“, so Trisha Brown.
wie beim tanz suchte sie nach frischen gesten…
http://www.trishabrowncompany.org/
bei der d12 in kassel…
FLOOR OF THE FOREST
“Dann hangeln sich die Tänzer über Seile und Kleidungsstücke, die in einem Metallrahmen gespannt sind. „Floor of the Forest“ heißt die Installation. Die Tänzerinnen – die „Movers“, wie Brown sie nennt – bewegen sich langsam und mit ausdruckslosen Gesichtern in dem Gestell. Synchron sind sie zueinander, aber nicht zu der für die monotonen Bewegungen viel zu fröhlichen Musik. Ist das Ballett vorbei, krabbeln ein paar der Tänzerinnen durch die Seile, legen sich auf die gespannten Hemden oder klettern über die Jeanshosen.
Das etwa vier Meter lange Gerüst hat die Künstlerin 1968 für eine ihrer Tanzvorführungen erfunden. Damals begann Trisha Browns nach neuen Räumen und Bewegungsformen für den Tanz zu suchen. „Ich begann damit, zwei Seile auszuspannen und auf ihnen herumzuklettern, aber das ging daneben. Dann habe ich ein Art Netz ausgespannt, Kleidungsstücke darauf gehängt und die Anweisung gegeben, auf das „Gerüst“ zu klettern und sich auszusuchen, in was man hineinschlüpfen will“, erinnert sie sich. “
ich hatte gehofft, dass trisha brown bei der d14 wieder dabei sein würde. tanz ist ein sich immer wandelndes element der kunst – flüchtig und doch bleibende eindrücke hinterlassend. mit ihrem tanzprojekt in kassel überraschte sie mit ihrer suche nach neuen räumen und bewegungsformen für den tanz. ihr tanzstil war einmalig – ihn nachzuahmen kann nicht gelingen – doch anregungen, neue wege zu gehen, gibt er in jedem fall.
ich vermisse sie schon jetzt und viele andere menschen sicher auch.
Trisha Brown wurde 1936 in Aberdeen im US-Bundesstaat Washington geboren. Sie lebt in New York. Ausstellungen: Akademie der Künste, Berlin, 2007 (DE); Henry Art Gallery – University of Washington, Seattle, 2004 (US); Tate Liverpool, 2003 (UK)