MALWIDA VON MEYSENBUG…

MALWIDA VON MEYSENBURG
lesung im künstlercafè im bahnhof calden-fürstenwald
mit dr. marlis wilde-stockmeyer

„Es würde schwer sein, inmitten einer größeren Stadt ein besser gelegenes Haus zu finden, als das war, in welchem ich geboren wurde und die ersten Tage der Kindheit verlebte. Das Haus lag in der Stadt Cassel und gehörte zu einer Reihe von Häusern, die eine Strasse begrenzten, der man mit Recht den Namen Bellevue gegeben hatte, denn…“
so beginnen Malwida von Meysenbugs „Memoiren einer Idealistin“.

als erste vorsitzende der MALWIDA VON MEYSENBUG-GESELLSCHAFT e. V.
hatte dr. marlis wilde-stockmeyer zu einer kleinen adventsfeier mit lesung in das künstler/innencafé im bahnhof calden-fürstenwald eingeladen.
sie bemüht sich seit jahren, diese vorkämpferin der frauenbewegung ins gedächtnis der menschen in kassel zu rufen und ihr geistiges erbe lebendig zu halten.
malwida war eine bewunderswert intelligente frau, deren ansichten heute noch gültigkeit haben, besonders was die geistige erziehung angeht.

„ In unserem Familienleben waren die Kinder nicht so von dem Leben der Erwachsenen ausgeschlossen, wie dies z.B. in England der Fall ist. Meine Mutter war der Ansicht, daß die Berührung mit ausgezeichneten Menschen nur einen guten Einfluß auf die geistige Entwicklung der Kinder haben könne und allmählich ihr Urteil und ihren Geschmack entwickeln müsse. Ich glaube, daß sie ganz recht hatte und daß diese Bemühungen, so weit sie möglich sind, eins der wichtigsten Elemente der Erziehung sein müßten. Die Griechen wußten es wohl, und die Lyzeen, wo ihre Philosophen und Weisen sich mit den Kindern unterhielten, trugen wahrscheinlich nicht wenig dazu bei…“

Heide Soltau:
„Malwida von Meysenbug, 28. oktober 1816 in kassel – 26. april 1903 in rom, war eine geistreiche, vielseitig begabte, charismatische Frau. Eine überzeugte Demokratin und Befürworterin der 1848er Revolution, Vorkämpferin der Frauenbewegung und Freundin berühmter Männer. Sie arbeitete als Journalistin, Übersetzerin und Erzieherin und feierte Erfolge als Schriftstellerin. Viele Künstler und Intellektuelle suchten ihre Nähe, darunter der russische Anarchist Alexander Herzen, Richard Wagner, Friedrich Nietzsche und Romain Rolland.
Geboren als zweitjüngstes Kind eines Hofbeamten in Kassel, verliebte sie sich als junge Frau in den Theologen und Schriftsteller Theodor Althaus. Das prägte sie politisch. Nach dem Scheitern der Revolution emigrierte sie nach London. Dort schlug sie sich als Hauslehrerin durch und fand ihre Erfüllung als Ersatzmutter für die Töchter Alexander Herzens.
Malwida von Meysenbug lebte später in Rom, wo sie bis zuletzt umworben und verehrt von ihren Freunden 1903 starb.“

seit 1984 gibt es die MALWIDA VON MEYSENBUG-GESELLSCHAFT in kassel
Sie pflegt das Andenken an Malwida von Meysenbug und hat sich die Aufgabe gestellt, die Erforschung ihres Lebens und Wirkens zu fördern und anzuregen. Zu diesem Zwecke initiiert sie Vorträge, Ausstellungen und Publikationen (Jahrbücher). Sie verfügt über eine Bibliothek, die kontinuierlich erweitert wird. Im Sinne dieser wichtigen Europäerin pflegt die Gesellschaft wissenschaftliche und persönliche Kontakte zu interessierten Personen im In- und Ausland (Frankreich, Italien, England, USA).

W U N D E R . . .

W U N D E R . . .
eva strittmatter



mir geschehen
ist heut früh der kranichschrei.
all so lernte ich zu sehen,
dass das leben gnädig sei.
und das ist nur eins von vielen
wundern, die mir warn und werden,
von geheimnissen, die spielen
über, unter, auf der erden.
ja, ich danke einer holden
frau mein gütiges geschick.
innen bin ich schon ganz golden
von gewissheit und von glück.

LIEBER GEWAGT ALS LANGWEILIG…

MARGARETE MITSCHERLICH
starb im alter von 94 jahren in frankfurt

aus FAZ

„Sich zu erinnern, die Ursachen für die eigenen Unzulänglichkeiten aufzudecken, so war stets ihr Credo, helfe dem Menschen, den psychischen Schmerz zu lindern.

1977 bekannte sich Margarete Mitscherlich offen zum Feminismus. Sie war die erste Psychoanalytikerin, die sich in dieser Weise äußerte.

Wo Freud bei der Frau den Penisneid vermutete, attestierte sie dem Mann eine Urangst vor dem Weiblichen, die unter anderem von der Allmacht der Mutter herrühre.

Dass die männliche Aggressivität für den Nationalsozialismus wie für alle anderen totalitären Einstellungen und natürlich für sämtliche Kriege hauptverantwortlich sei, gehörte zu Margarete Mitscherlichs Interpretationsrepertoire.

lieber gewagt als langweilig.

Bis ins hohe Alter bezwang sie durch unakademische Redeweise, Frechheit und Verstand sowie den Unwillen, hinterm Berg zu halten, wenn ihr etwas auf die Nerven ging.“

lieber gewagt als langweilig,
das ist ein motto, das ich gern akzeptiere und übernehme.
eine ansicht ist die eines menschen, die eines menschen in einer bestimmten zeit.
irgendwann überholt sie sich, wird abgelöst, verbessert oder erneuert.
margarete mitscherlich war beharrlich und von ihren meinungen überzeugt. das dauerte seine zeit und überdauert sie.
für die frauen war sie ein leuchtendes beispiel dafür, wie frau sich durchsetzen kann in unserer gesellschaft und auch bei den männern. mich hat sie begleitet mein leben lang. sie war der jahrgang meiner mutter.
die ehe anzuzweifeln, weil darin die „sklaverei von fünfzig prozent der gesellschaft“ lagen, überlegte schon manche der frauen in den 60ger jahren. ich heiratete dann aber doch…
sie warf den karrierelosen müttern vor, ihre defizite in der ehe über kinder als ersatzobjekte zu befriedigen.
vieles hat sie geradegerückt, auch, dass die frauen, wie schon freud feststellte, eine sexualität haben.
auch, dass sie ebenso aggressiv sein können, ehrgeizig, triebgeleitet wie männer, aber auch ebenso ethisch im denken und handeln.

„Die Unfähigkeit zu trauern“, die vom umgang mit den kriegserlebnissen, der ermordung der juden sprach, wirkte sich auch aus auf den umgang mit trauer im allgemeinen.

in „Die Radikalität des Alters“ kann sie von ihren eigenen erlebnissen ausgehen. obwohl, jede art älterzuwerden ist irgendwie anders.

sie sagte
ich war nicht mutig genug
habe immer versucht, das richtige und vernünftige zu tun
wäre lieber auch eine sophie scholl gewesen

CHRISTA WOLF…

CHRISTA WOLF

Sie war mir immer die Kassandra, die ich gleichstellte mit ihrer Titelfigur aus ihrem wohl eindrücklichsten Romans KASSANDRA. Sie sagt die Wahrheit und will das Gute, aber sie erntet Verfolgung und Hohn. Das, was du befürchtest, tritt mit Sicherheit ein…

Sie schrieb an gegen das Vergessen, dass sich nicht wiederhole, was Schreckliches geschah,
schrieb, um infrage zu stellen, um zu reflektieren, um deutlich zu machen.

Aus ihrer Stasi-Vergangenheit versuchte man ihr nach der Maueröffnung einen Strick zu drehen. Nichts ist mehr zu verzeihen, wie wenn das Vergangene durch gemachte Erfahrungen überwunden wird.

Das Tagebuch
ICH HOFFE, DASS WICHTIGSTE DINGE TROTZDEM UNAUSGESPROCHEN SIND.

Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sie alles vergisst,
deshalb schreibt sie täglich Notizen in ihren Kalender,
was es zu Essen gab, wie das Wetter war und wer zu Besuch kam.

Für die Öffentlichkeit bleiben Tagebücher für 10 – 15 jahre gesperrt.

Sie, die die Vervollkommnung des Menschen anstrebte, litt im Sozialismus, machte sich Luft in ihren Büchern auf ihre penible Weise. Dass sie sich im Kapitalismus erst recht überall verletzt fühlte, war nicht verwunderlich.

Der Schriftsteller Hermann Kant (85, Die Aula) hat sich erschüttert über die Nachricht vom Tod seiner Kollegin Christa Wolf gezeigt. „Es ist ein trauriger Tag für die deutsche Literatur, die Literatur überhaupt und für alle, die an dieser deutschen Literatur mitgewirkt haben“, sagte er. „Mich erfüllt auch eine große Traurigkeit darüber, dass wir in einem Gespräch nicht mehr manches klären konnten. Ich hätte mich gerne mit ihr nochmal verständigt.“
hermann kant lag nicht auf ihrer wellenlänge…

Auch mich hat der Tod von CHRISTA WOLF erschüttert.
Sie wird in ihren Werken weiterleben. Ihre Gedanken werden hin und her geschoben werden, und das ist gut so. Nichts ist so lebendig, wie das, was Gemüter bewegt und zur Diskussion anregt.

http://www.zeitzeugen-tv.com

VIDEOFILM

HÜGEL SAMMELN…

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mit beiden Händen
Hügel sammeln. und
was darin verborgen.

ein milder
Engel gibt
die Landschaft frei. und
lacht. dreht dreimal

eine Pirouette. heischt
Applaus. flüstert Namen
nennt Geschlechter.

ein früher Abend zeigt
die Beute. zwölf Hügel
zwölffach neue Rätsel.

Elsbeth Maag

MUTTER DER BÄUME…

Friedensnobelpreisträgerin Maathai
„Mutter der Bäume“ ist tot

Die Kenianerin Wangari Maathai hatte für ihr Umwelt-Engagement 2004 als erste Afrikanerin den Friedensnobelpreis erhalten. Dank ihrer Grüngürtel-Bewegung wurden 30 Millionen Bäume gepflanzt. Sie galt als Symbolfigur der afrikanischen Frauenbewegung.

Wangari Maathai bei der Vergabe des Friedensnobelpreis im Jahr 2004 in Oslo

26. September 2011 2011-09-26 11:37:07
Die kenianische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai ist tot: Die in ihrer Heimat als „Mutter der Bäume“ bekannte Umweltschützerin und Menschenrechtlerin erlag am Sonntagabend in Nairobi einem langjährigen Krebsleiden. Das teilte die von ihr gegründete Grüngürtel-Bewegung am Montag mit. Maathai wurde 71 Jahre alt.
WEITERLESEN AUF:

http://www.faz.net/artikel/C31325/friedensnobelpreistraegerin-maathai-mutter-der-baeume-ist-tot-30724117.html

PAPPELN RENNEN…

PAPPELN RENNEN DURCHS TAL
schlendert durchs Tal
ein Wind mit blauen
Haaren. er bläst

zum Auftritt der Farben.
bejubelt das Verschwinden
des Schnees.

fahnenschwingend
der Föhn. sein Lied
obertonig.

hellauf die Amsel.
sie holt was sie singt
aus der obersten Luft.

elsbeth maag

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danke, elsbeth, fürs gedicht…

wie ich sie rennen sehe
die pappeln
so eine freude

in bewegung gerät
was fest stand
und die oberste luft

sie spendet die lieder

schön, schön….
rosadora

elsbeth maag
ihr neues buch ist da – eben
PAPPELN RENNEN
edition isele kreuzlingen CH
ISBN 978-3-86142-524-3
Euro 12.95

LEBENSBÜCHER – EVA AEPPLI…

EVA AEPPLI
DIE LEBENSBÜCHER

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„…ihre ‹Lebensbücher› (‹Livres de Vie›)… 1954 – 2002
Seit über fünfzig Jahren gestaltet die Künstlerin eine Art Lebenstableau, indem sie sämtliche ihr wichtigen Dokumente in grossen Folianten sammelt. Ein höchst anregender, amüsanter, ästhetischer, kostbarer persönlicher Schatz, der aus Briefen, Manuskripten, Zeichnungen, Grafiken und Fotografien von FreundInnen und Bekannten besteht, ergänzt mit eigenen Souvenirs und Trouvaillen aller Art. Die reichen Zeugnisse werden zusammen mit andern Werken der Künstlerin und ihres Freundeskreises gezeigt. Sie geben nicht nur Einblick in Eva Aepplis vielseitiges Schaffen, sondern dokumentieren auch ein spannendes Beziehungsnetz.
Die Künstlerin, die sich der Kommentierung ihres Werks sonst immer entzogen hat, gestattet in den «Livres de Vie» einen intimen Blick in ihr Leben…“

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eine zeichnung von jean tinguely – hier eingeklebt auf die letzte seite seines lebens.

eine der anrührendsten seiten der lebensbücher war die schlichtgehaltene
 trauerarbeit zu jean tinguelys tod. ein gedicht von rudolf steiner als letzten gruss. golddurchzogen beide seiten. 
das leben hat das thema des werkes von eva aeppli eingeholt, ihre lebenstagebücher um eine seite erweitert, eine seite in ihrem leben geschlossen. hier stirbt etwas, dort lebt es weiter. wir können es nicht immer so wahrnehmen.
diese ausstellung erweitert uns den blick dahingehend.

rosadora