BÜCHER – MENSCHEN _ BÜCHER-MENSCHEN…

GESPRÄCHE ZWISCHEN DEN BÜCHERSÄULEN…
d14_PARTHENON_LEUTE_BÜCHER_26.07
erstmal einen latte bei nenninger. das café ist gestopft voll. ein paar bietet mir einen platz draußen an, wo die autos vorbeirauschen, aber immerhin, ich sitze. der kaffee dauert dann eine weile. das gespräch lenkt ab – er musiker aus baunatal – ein foto versäume ich. ich bin wohl noch nicht so recht in meiner eigenen spur.

d14_vor NENNINGER_P1660180dann sitzplatzwechsel. eine dreiergruppe – drei sind doch eine gruppe oder – aus berlin. die documenta hat anziehungskraft – warum bloß… noch keine aussage über die d14. sie sind grade erst angekommen. ich versäume nicht, auf meine ausstellung EIN BAHNHOF VERSCHWINDET im OFFENENE KANAL KASSEL hinzuweisen.

d14_PARTHENON_LEUTE_CUTTERIN BEI ARTE_26.071zwischen den bücher bleibt mir eindrücklich die cutterin des arte fs. in erinnerung. sie fotografin – ich fotografin, ein gemeinsames thema und ich rege an, dass sie mir meine filme schneiden könnte. haben sie denn welche. na und ob – mehr als genug. sie mailt mir – wir tauschen fotos.
die gespräche sind vielseitig – der mann mit seinem sprachlosen kind. der vater, der seinen kindern die bücher erklärt, harry aus frankfurt, der eine afghanische jugendgruppe mitbringt.

d14_PARTHENON_LEUTE_FOTOGRAF _26.072und dann der fotograf, der schelm, der mich heimlich fotografiert und ich ihm auf die schliche komme. wir reden, fotografieren, scherzen, sind ernst bei der sache, also bei der d14. sie brigitte, er klaus. wir tauschen die bilder – später.

d14_PARTHENON_LEUTE_DIGERIDOO_26.073zu füssen des parthenon die didgeridoo-gruppe. sie lockt menschen in ihren bann – die sind heute spendabel. viele spaziergänger – so nennt man sie – um eine erzählerin, die nicht erzählen, sondern nachplappern, was man ihnen eingestampft hat. ein mann sagt, die wissen garnichts. wir sollen alles vergessen – sagt a.s. – aber das kann die neue erkenntnis unmöglich sein……..

d14_PARTHENON_LEUTE_TOM FECHT_DENKRAUM_26.074eigentlich will ich heim, setze mich aber noch vors fridericianum und betrachte die szene. heute fällt mir auf, dass viele menschen den DENKRAUM von TOM FECHT – also die steine zum andenken der aidsverstorbenen – betrachten – die eine schaut – die andere auch – wie eine kettenreaktion. schön ich rede mit zwei bremerinnen – immer mal nur so ein stichwort. und dann löst sich die szene auf. nun kann ich auch gehen…

d14_PARTHENON_LEUTE_I_26.075achwo – ein mann unter den beuysbäuen. ich spreche ihn an von wegen, was ihm die d14 zu sagen hat. er ist auch aus kassel. wir reden lange, landen dann aber bei meiner BAHNHOFSAUSSTELLUNG. er ist interessiert, kennt den bahnhof noch. aber dann doch irgendwie ende – ich kann einfach nicht mehr.

achja, ein mann gibt mir den tip, im SPIEGEL ist ein artikel über die 14te documenta – ein ganz übler…

DAS GEDÄCHTNIS DER GLEISE…

ALTER HAUPTBAHNHOF – GLEIS 13/14…

13/14 888 13/14 888 13/14 888 13/14 888 13/14 888 13/14 888 13/14 888 13/14…

…hämmert es in meinem kopf – meinem kopf – der auch hätte dabei sein können – weil ich behauptet hätte, dass ich jüdin sei, weil ich aufsässig und nicht gefügig war, weil ich rotzfrech war – ach, wäre ich es doch nur gewesen. gehorsam war ich und kleinlaut – ein braves mädchen eben. und den mut mich rosa zu nennen, was einer meiner taufnamen ist, kam mir erst sehr viel später – aber nicht zu spät…

d14 BAHNHOF_NAMEN_HORST HOHEISEL_23.07 d14 BAHNHOF_NAMEN_HORST HOHEISEL_23.071heute gehe ich, rosa, an den gleisen entlang, fange die namen mit der kamera ein, verwickele sie mit den restlichen lebensthemen in meinem kopf, und frage mich, wie man das alles hätte verhindern können und ob und überhaupt – und ob es heute anderswo mehr als tausendfach nicht wiederpassiert und dass ich klein werde, winzigklein, vor den problemen der ganzen welt. niewieder kann also überhaupt niemand garantieren. und ich frage mich, wie ich bei dem gedanke nicht verrückt werde.
d14_NAMEN_H.HOHEISEL_GLEIS 2_P1660157horst hoheisel – eigentlich hätte er nikolaus heißen müssen – der fünf jahre jünger ist als ich, bringt „Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum“ raus, denen man nicht nur in kassel begegnen kann (alter hauptbahnhof_das gedächtnis der gleise – rathaus_Negative Memorial Aschrottbrunnen (Kassel 1986/87);, sondern in der halben welt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Hoheisel

HOHEISEL_NAMEN_GLEIS 13:14_P1660156die geschichte, wie die namen auf die gleise kamen, ist eine ergänzende – und hier, auf dieser erinnerungstafel, wird an die erinnert, die daran beteiligt waren.

D14 – HANSI RÖDIG…

FRIDERICIANUM – AUF EINER BANK…

d14_FRIDERICIANUM_MENSCHEN_HANSI SPIEGEL_20.078irgendwie sitzt er einfach neben mir – auf der bank vor den spiegelflächen, schaut mich an. hansi rödig, der musiker, der fotograf, der maler aus kassel. wir kennen uns seit ewigkeiten. gemeinsam fotografieren wir die spiegelfläche mit unseren konterfeis.

da passiert es. eine ganze gruppe – spaziergänger nennt man sie von documentawegen – steht vor uns und verballert uns die sicht.

d14_frider_SPIEGELSCHRECK_MAXIMILIAN_P1650893

ich meckere lauthals, verwickele diesen vorsprecher in ein gespräch, und dass es schon unverschämt sei mit einer ganzen gruppe, dass ein einzelner nicht so ins gewicht fiele. und schon haben wir es – das gespräch. gespräche, das sind seine absichten und meine ebenso. er erzählt noch kurz von sich, 30 ist er und und und … dann muß er weiter – die gruppe. wir sehen uns später noch – maximilian – und mein hansi ist auch weg…

d14 MENSCHEN-TREPPENGESPRÄCHE…

FRIDERICIANUM – PAUSE AUF EINEM STUHL…
dann sitze ich, vollkommen k. o., auf einem stuhl, fast im treppenhaus, fast noch im ausstellungsraum des fridericianums. die menschen sprechen mich an, sie denken wohl, dass ich eine beauftragte auskunftgeberin bin – oder wie…
ein paar kommt von oben die treppe hinab und ich frage, was es denn da oben zu sehen gibt (ich weiß es ja – bin da schon zweimal gewesen) mich interessiert, was die leute wahrnehmen, wie sie damit umgehen, was sie denken. sie schaun sich ratlos an, heben die schultern und sagen dann, dass es nicht so interessant sei. aber wir kommen ins gespräch und das geht lange.
ich gebe ihnen einen flyer von meiner bahnhofsausstellung und sie hören, nein sie lauschen fast, und wollen fast nicht weitergehen. als ich sie auffordere – nun geht aber endlich – sagen sie, es ist doch so interessant dir zuzuhören. sie kommen aus ffm. er hat früher hier gewohnt. schmunzelnd trennen wir uns dann doch.
d14_FRIDER_JUNGE LEUTE_II_P1650936 d14_frider_JUNGE LEUTE_SCHUHKREIS_P1650937nein, es ist nicht zuende mit der plauderei. eine gruppe junger frauen, die mir in der ausstellung schon aufgefallen sind. es ist die erste documenta.
vom bahnhof erzählt und meiner ausstellung sind sie ganz hellhören. wo ist das denn. also, sie wollen sie sich ansehen. ist doch was…

… UND GRETEL

d14 – FRIDERICIANUM

d14_FRIDERICIANUM_MENSCHEN_GRETE_20.073mit dem roten kurzgeschorenen schopf ist sie ein hingucker. ich kenne sie von der letzten documenta. da hatte sie in der aue ein kleines steinherz gefunden und ich habs fotografiert. sie erinnert heute dran und sagt, dass sie es aufgehoben hat – und ich habe das foto noch.
wir reden lange und immer mal wieder wenn ich bei ihr vorbeikomme.
interessant wirds für mich als ich vom bahnhof erzähle und sie regelrecht einwirft – da hat meine mutter noch gearbeitet – ja wo – bei den marktständen. da wurde um 4 uhr morgens begonnen, das gemüse und obst sortieren, um es später auf dem markt zu verkaufen. und die bahnbeschäftigten holten sich da ihr frühstück. sie erzählt und erzählt und will vielleicht noch ein altes foto auffinden und mir schicken.
ich wußte von den ständen durch die mir beim fotografieren zuschauenden bahnbediensteten, aber nichts konkretes. und fotos habe ich auch nicht ausmachen können. und nun – na bitte, alles fügt sich und erfüllt sich, mußt es nur erwarten können…

d14-FRIDER_GRETEL_P1650917und zum schluß sagt sie noch – und ROT – das mußte jetzt mal sein und macht die entsprechend kraftvollen gesten dazu.  einfach   w u n d e r b a r …

GESCHICHTE DES TAGES…

d14 – TAGESKARTE MIT SPAZIERGANG …

GEWONNEN

d14_FRIDERICIANUM_MENSCHEN_GEWONNEN_20.072die hüte und die farbig auffallenden roben der beiden frauen haben mich inspiriert, wie sie da über den friedrichsplatz kullerten.

d14_friedrichsplatz_GEWONNEN_P1650878

 

willst du eine geschichte hören… jaklar
also, die reise nach kassel haben wir gewonnen. die tageskarte und eine führung (spaziergang) sind auch dabei. die karten seien hinterlegt, hat man uns wissen lassen. seit gestern irren wir nun umher – von information zu kartenausgabe – aber nirgends weiß man bescheid. das ist die durch und durch gut organisierte documenta 14…
heute nun hat man uns akkreditiert, obwohl wir ja keine journalistinnen oder fotografinnen sind. und jetzt schauen wir mal, ob das funktioniert – also eintritt und documenta führung – was immer das auch beinhaltet.
lustig wird es in jedem fall werden – bei so einem auftakt. lasst es euch gutgehn…

 

MENSCHEN – WORTE…

d14 – UM UND IM FRIDERICIANUM…
jetzt sind mir unter den vielen begegnungen die worte ausgegangen – sie sind noch da, aber tief in mir verborgen. wie soll ich sie hervorholen, – zerren gar…

d14_FRIDERICIANUM_MENSCHEN_SIEGLINDE SCHWEIZ_20.071also
s i e g   l i n d e , dieser zwiespalt – wie geht das – siegen und zwar zart, eben linde, aus der schweiz. wie wir zusammenkullern auf dem liegebett in der auskunft leder meid… sie weiß so viel von der documenta zu erzählen – ich bin begeistert – wie z. b. dieser kontrast zwischen zwei spaziergängen sie beeindruckt hat – der eine jung – und natürlich bringt jede/r seine eigenen vorstellungen mit ein – der andere alt – dr. amman – eben mit so ganz anderen beweggründen. das war schon interessant, sagt sie. und wir reden lange über für und wieder der ausstellungen – sieglinde eher pro – ich eher kontra. dann schaut sie nach ihrem mann, der in der oberen etage einen film schaut – und ich bin weg…

kaffee nenninger. da erwische ich sie – ein paar aus genf – schon wieder schweiz. hier habe ich leider kein foto – die schweizer sind gut vertreten. sie wollen gehn, setzen sich aber noch zu mir, um zu reden. eher positiv.
sie haben eine wohnung gemietet, wo sich mehrere menschen eingenistet haben. das ist spannend wegen der vielen interessanten gespräche. da sie länger bleiben, auch wechsel in der wohnhöhle, auch wechsel in den gesprächen. das ist eine gute möglichkeit. davon gibt es leider nicht so viele.

d14-GESPRÄCHE ZWISCHEN JUNG UND ALT…

joel und tobias – DOCUMENTAHALLE…
d14_DOCU HALLE_JOEL UND TOBIAS_P1650756als ich die beiden knaben vor dem schwarzen bild entdecke, fällt mir die übereinstimmung auf. sie zeigen sich interessiert – besonders joel, der auf eine stelle des bildes zeigt. ich sage, dass es an der stelle spiralt, und das gespräch ist eröffnet.

d14_DOCU HALLE_TOBIAS UND JOEL_I_ 13.073ich war doch bei deiner ausstellungseröffnung, ja mit marlon und noch ein paar leuten.
und über ein paar bilder und die documenta im allgemeinen beschließen wir, uns bei einem kaffee draußen ins freie zu setzen.
da sitzen wir dann – eine ganze weile – reden über manches und insbesondere über die kunst und was sie bewirkt.

d14_DOCU HALLE_JOEL UND TOBIAS_MEHRFACH_ 13.074 als wir zu der naziwand in der neuen galerie kommen und ich von einem besucher meinen alters berichte, der darüber wetterte, dass das immer noch kein ende hat und dass das nicht auch noch in der documenta auftauchen müßte. ich frage tobias, den freund von joel, der aus kiel angereist ist, wie er als junger mensch denn mit so vielen schändlichen erinnerungen umgeht. er sagt, dass er es nicht in sich hineinlasse, abwürge, ehe es ihn erschüttern kann und beunruhigt, weil es ihn sonst umbringe.

d14_DOCU HALLE_MIT JOEL UND TOBIAS_P1650783
ich denke lange darüber nach und denke, dass an stelle der ewigen erinnerei etwas gesetzt werden müßte, das aufbaut, das fantasien auf vorwärtsbringendes setzen sollte, weil das kraft gibt und nicht niedermacht, den jungen menschen eine richtschnur sein könnte. aber das ist nicht so leicht, da fehlen wohl die ideen, und das thema der d13 ruft noch immer den gedanken vom ZUSAMMENRUCH UND WIEDERAUFBAU ins gedächtnis – und zusammenbruch und WIEDERAUFBAUen ist überall…

es wird ein langes gespräch und ich denke, dass gespräche ein wichtiger teil der d14 sind.

d14_DOCUMENTAHALLE…

MIRIAM CAHN – KÖNNTE ICH SEIN…

d14_DOC HALLE_CAHN_AORTA_P1650673 d14_DOC HALLE_CAHN_HÄNDE HOCH__P1650680Miriam Cahns Werk pendelt zwischen extremen Polen menschlicher Emotionen. Ihre inhaltlichen und stilistischen Hauptthemen sind „die Verletzlichkeit des Körpers und die Anziehungskraft von Lust und Gewalt“.[2] Nach Cahns Anschauung hat Moral „sowieso nichts zu suchen in der Kunst“.

d14_DOC HALLE_CAHN_ROSAS HALT_P1650727ein wirksamer schutz…

d14_DOC HALLE_CAHN_SCHLAG INS GESICHT_P1650681es fällt mir schwer, die betroffenheit einer schweizerin anzuerkennen, die die vergewaltigung und die verletzungen des körpers von frauen aus sicherer ferne bemalt, sich zur mitbeteiligten macht, wie sie sagt. sie sitzt in einem sicheren chicen atelier in den bergen – aber vielleicht kann frau das nur aus der sicherheit heraus so offen und provozierend darstellen.

d14_DOCU HALLE_CAHN_MENSCHEN_ 13.072ich weiß es nicht. in dem punkt bin ich ratlos, wie viele der besucherinnen und besucher, die die bilder provokant finden und sie dennoch gebannt anschauen. die reaktionen der menschen sind mir wichtig. ein mann, angeblich auch künstler, findet die bilder anmassend und als zumutung – die können ja nicht einmal gesichter malen – diese emanzen. und ausgerechnet ich bekomme diese ganze ladung ab.

 
d14_DOCU HALLE _CAHN_BLINDFÜHRUNG_13.071ein spiel geht so – man verbinde seiner partner/in die augen, führe sie von bild zu bild, erkläre ihr, was man sieht und wahrnimmt. dann nehme man ihr die binde ab und lasse sie schaun, ob das erklärte für sie ebenfalls zutrifft.
dazu brauche ich nicht die augen zu verbinden – das, was die menschen wahrnehmen, ist auch offensichtlich schon sehr verschieden, gibt genug anlass zur diskussion.
MIRIAM CAHN ist ein hingucker – so oder so…

documenta-Teilnehmerin Miriam Cahn | Kunscht! Video | ARD .