DIESSEITS UND JENSEITS…

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FÜR REGULA
das unerwartete zu ertragen…

‚es gibt weder ein diesseits noch ein jenseits, sondern die grosse einheit…‘ RMR

der blkick ist uns verstellt, nicht nur für das jenseits, sondern auch für das diesseits. wir leben in dieser welt und können sie doch nicht wahrnehmen, so wie sie wirklich ist. es existiert für uns die welt nur in unseren begrenzten vorstellungen. wir machen uns ein bild von ihr und gehen davon aus, dass sie so ist, wie wir es annehmen. für das leben im diesseits sehen wir uns in unserer eigenen gestalt, für das jenseits wird uns diese gestalt wieder entzogen. Continue reading

POETISCHES NACHSINNEN

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STECKENGEBLIEBEN
mittwoch, 7. juli 2004 – vergleichend 11. august 2006

im frühnebel der sommer steckengeblieben. das lähmende grau in meinen augen. regen, wie vom fliessband und unaufhörlich stimmungsdrückend. sommerliche temperaturen andauernd unerreicht. das eigene tun kommt nicht in die gänge. an sonnenbäder gar nicht zu denken. den vögeln vergeht das zwitschern schon im flug. die jahreszeit bricht ihr versprechen. wärme strahlt nur die heizung aus – und das im juli. wer das wetter erwähnt, Continue reading

BRIEF VON KURT…

und meine antwort darauf:

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grüss dich rosadora,
ich bin zwar fast jeden tag irgendwo unterwegs und doch gibt es nicht viel zu erzählen, weil selten etwas ungewöhnliches passiert. deshalb bin ich froh, wenn ich ab und zu auf ein buch stosse, das mich anspricht. idealerweise gibt es darin sätze, bei denen ich stutze.

‚DER GLÜCKLICHE’
heisst die novelle. hansjörg schertenleib hat die novelle geschrieben.

‚wir haben ein bild von uns, das auch die anderen von uns haben sollen. wir wollen gefallen, ankommen.“
das ist ein so eine passage, die mir aufgefallen ist, und mit der ich übereinstimme.
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AUS DEM SCHATTEN GESCHÄLT DEIN GESICHT

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aus dem schatten geschält dein gesicht, nicht gemeiselt, nicht geformt – geschält. dabei die vorsicht walten lassen, nicht zu viel heraus zu schälen – keine schicht zu viel, keine zu wenig. dein gesicht sehen, so wie es ist. die schälung kommt einer häutung gleich. die häutung ist ein innerer, selbstgewählter vorgang, während die schälung durch ausseneinwirkung passieren muss – muss, damit du heraus kommst. und du willst doch herauskommen. oder will ich, dass du heraus kommst? gibt es da einen unterschied? im einen fall würdest du dich sehen wollen, im anderen ich. ich möchte dich sehen, dein gesicht möchte ich sehen, damit ich dich erkennen kann, damit ich weiss, welche du bist. Continue reading

DENKEN HEISST LIEBEN…

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denken heisst lieben,
mich befassen mit der welt, den menschen und den dingen. sie in mich hereinholen, zu einem teil von mir selbst werden lassen; mich in sie einfühlen, um zu verstehen, sie zu studieren, um von ihnen zu wissen. wenn ich von den menschen und den dingen etwas weiss, brauche ich nicht zu vermuten, wenn ich verstehe, brauche ich nicht zu verurteilen. es ist eine menschenpflicht, sich zu öffnen für das, was ist, für das, was geschieht, sich gedanken zu machen, die eine verbindung, eine verknüpfung zu den menschen und den dingen herstellt. wir sagen so gern: alles ist mit allem verbunden – alles ist eins. diese allumfassende vereinnahmung verpflichtet auch. wo ich zugehörig bin, habe ich auch eine verpflichtung. Continue reading

ALLE WEGE …

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auch der weg in einem kreis ist gerade, wenn der kreis gross genug ist.

nichts ist so entmutigend, wie ein gerader weg. du denkst, du hast das ziel vor dir, und siehst doch nur den horizont. bei einem geraden weg verlierst du schneller die geduld, deinem ziel näher zu kommen – näher, aber nie nah genug. es ist sehr ermüdend, einen geraden weg zu gehen. die gefahr, von einem geraden weg abzukommen, ist gross. du hältst die monotonie nicht aus, nichts ist da, das dich ablenkt, erheiter, hoffnungen in dir weckt. immer siehst du das scheinbare ziel vor augen und kommst ihm nicht näher. manch einer gibt auf, bevor er das ziel erreichen konnte… Continue reading

die wände unseres lebens…

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Robert Musil formuliert diesen Sachverhalt: „Alles Beständige büßt seine Eindruckskraft ein. Alles, was die Wände unseres Lebens bildet, sozusagen die Kulisse unseres Bewußtseins, verliert die Fähigkeit, in diesem Bewußtsein eine Rolle zu spielen. Ein lästiges Geräusch hören wir nach einigen Stunden nicht mehr. Bilder, die wir an die Wand hängen, werden binnen wenigen Tagen von der Wand aufgesogen; es kommt äußerst selten vor, daß man sich vor sie hinstellt und sie betrachtet.“
noch seltener, dass man sich vor sein nicht in erscheinung tretendes bewusstsein stellt, ihm die frage stellt, was kann ich heute für dich tun? Continue reading

hekate…

hekate, die dreiwegegöttin, hatte sie gerufen. eine nach der anderen. erst die jüngste. sie war weiss gekleidet und schön wie eine aufblühende rose. leichten fusses, etwas tänzerisches war in ihrem gang, näherte sie sich der wegkreuzung.
hekate winkte sie zu sich. was sind in deinem leben die drei wichtigsten dinge?
die junge war ganz überrascht über die frage und musste überlegen. drei dinge, das müsste ich überlegen. wenn sie dir wichtig wären, würdest du sie wissen. Continue reading

musik schmecken…

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ästhesia war eine vorzügliche musikerin. sie war 18 und spielte neben einstudierten klassischen stücken vom ersten tag ihres musikstudiums eigene kompositionen. musik war ihr leben. sie spielte gern, üben war kein thema, alles klang gekonnt und wohltemperiert. schon immer hatte sie beim hören und spielen von musik geschmackswahrnehmungen. in letzter zeit verstärkten sich diese unerhört. ihr lief wasser im mund zusammen, wie wenn man in eine zitrone beisst. Continue reading

einen strich ziehen…

das penetrant misslungene würde mir meine grenzen zeigen. das reich der schönheit zu betreten, ist oft von grossen enttäuschungen begleitet. der strich ist zu lang, zu wuchtig, zu dunkel, entstellt das gesicht, macht es zur fratze. also, lieber ein blasses gesicht als ein verunstaltetes. du gehst zu einer spezialistin und stellst fest, sie ist alles andere als das. zwar kann sie dir einen permanenten strich verpassen, auch sachgemäss, aber sie hat kein gespür für dein gesicht. selten nur schaut ein mensch einen anderen wirklich an. kennst du die augenfarbe deiner freundin? sei ehrlich. und sich in ein gesicht einfühlen können, damit der strich dieses einmalige nicht durchkreuzt, das ist eine kunst.

der mittelstreifen ist eine klare sache. er hat zu sein und das nach vorschrift.
breite, länge, unterbrechung – alles ist festgelegt. er begrenzt deine fahrbahn, er zeigt dir, wos lang geht. du könntest ja auch die strasse nach lust und laune befahren wollen, so, wie du das auf strassen ohne begrenzungen gern tust. du schneidest die kurven, fährst in der mitte, auch mal zu weit links und hast das gefühl der freiheit. ich weiss nicht, ob eine begrenzte oder eine strasse ohne diese mehr gefahren birgt. die eine schaut gern selbst, wos lang geht, was die strecke interessant werden lässt, aber enorm viel mehr aufmerksamkeit braucht. der andere fühlt sich sicherer durch die begrenzung und nimmt die langeweile inkauf und hat gern, wenn man ihm den weg weist. das erfordert weniger mühe und ist bequemer.

die sache soll ruhen – aus, fertig! lass es, wo es ist. hols nie wieder hervor.
oder das thema ist beendet. es gibt nichts mehr zu sagen.
gib endlich ruhe – alles ist gesagt.
einen strich unter eine sache zu ziehen, ist oft nicht leicht. es erfordert den wunsch von allen, die etwas mit der sache zu tun haben. die einen wollen noch streiten, den anderen geht die sache längst auf den keks, und die nächsten finden, sie wäre at acta zu legen, weil sie überhaupt nicht von bedeutung ist.
die striche können beruhigen, verletzen, ignoriert werden. jeder strich muss hervorgebracht werden. striche in der natur gibt es nicht…