ABBAU BAHNHOF LADESTRASSE…

ZWEITER TEIL…

als hätte ich es gerochen – etwas treibt mich an diesen ort. der zuständige – wie gerufen – erklärt mir, was passieren wird und wie lange es dauern kann. der bagger kommt heute nachmittag.

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die arbeiter sind dabei, das ganze zu entkernen – sagt man wohl. ich sichere den iststand und fotografiere einmal um den bau herum. in einen der räume wage ich mich hinein. die tür ist nur mit einem stein gesichert. viel zeugs liegt herum – zu viel. und asbest – ist das nicht sonderabfall…

BAHNHOF_LADESTRASSE II_ABBAU_wieder einmal bin ich auf einer rampe in mäßigem abstand – fotoabstand. am abschluß eine kleine mit brombeerranken umwundene treppe. zwei autos von der bahn – mannsbesetzt. ich frage nach dem stand der dinge. sie sind verantwortlich für die sicherheit, passen auf, dass sich niemand zwischen die bautätigkeiten verirrt, sitzen in ihren autos – ein bißchen langweilig ist das schon – sagt einer. morgen wirds besser.
nein, hinter die absperrung und in die räume darf ich nicht.

BAHNHOF_LADESTRASSE II_ABBAU_1 BAHNHOF_LADESTRASSE II_ABBAU_3ich schaue mir noch das biotop auf der gegenüberliegenden seite an und fotografiere. der baubeginn von fraunhofer ist noch nicht imgange, obwohl der spatenstich auf dem sandberglein schon eine weile her ist – warum gehts wohl nicht los.

die ersten baugeräte treffen ein und ich mache mich für heute vom acker. der offizielle abbruch beginnt ja erst morgen – also am 26. oktober 2017. eine lange, lange lücke, wie ich finde, seit 2014 und dem abbruch des zoll- und verladebahnhofs…

SALZMANN STATT OBELISK…

SPENDEN FÜR DEN ERHALT DES SALZMANN KULTURERBES…
SALZMANN_NORDSEITE_15.10wären die kasseläner echte kasseläner und an ihrer stadtgeschichte auch nur einen hauch interessiert, sie würden spendengelder für den erhalt des kultur- und industriegebäudes SALZMANN sammeln und nicht für einen obelisken, der zu kassel nicht auch nur einen hauch von verbindung herstellt. die letzte documenta kann der aufhänger ja nicht sein – die war ja wohl ein flopp. was ist es dann, das menschen immer wieder an neuerworbenem festhalten läßt. der trieb scheint mir dort gelagert, wie der alljährliche kauf  von weihnachtsplunder, den man nicht einmal braucht, doch unbedingt haben muß.

SALZMANN_SCHORNSTEIN_15.101SALZMANN_DURCHGEKLETTERT_TURM_15.10 SALZMANN_TURM GANZ_P1690410
die stadt kassel hat in der zeit von 2012 – dem beginn des abbruchs – drei  inverstoren gefunden und wieder verloren. die begonnenen arbeiten gerieten immer wieder ins stoppen, wegen vorliegender altlastprobleme. keiner will sie entsorgen, und so blieben die neuen baufantasien eben nur fantasie.
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immer wieder gibt es versuche, – den kasten – in brand zu setzen, und die vergehende zeit in die länge zu ziehen, damit der kulturschutz nicht mehr wirksam werden und das gebäude dem erdboden gleich gemacht werden kann.

jedesmal wenn ich mich daran mache, das industrieerbe zu besuchen, um es zu fotografieren, weint etwas in mir, ob des fortschreitenden verfalls. aber auch sehe ich die bemühungen der stadt, die verfallschäden in grenzen zu halten, indem sie fenster erneuert und dachabdeckungen dichtet.
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ein rest stolz ist dem gebäudekomplex noch anzumerken, so, als würde er sich recken und strecken und so sonnenbeschienen einen glanz erzeugen, als könne ihn nicht wirklich jemand ausradieren. und ich werde immer wieder fotografieren, was sie ihm antun werden – auf- oder abbau. heute hat er mich sogar auf sein gelände eingeladen – sowas aber auch.
er wird lebendig bleiben in der erinnerung und die damit verbundene salzmann geschichte auch.

KLANGSCHWARZ…

d14_FRIDERICIANUM – KOHLE SÄCKE STAHL… JANNIS KOUNELLISd14_FRIDERICIANUM_KLANG UND KOHLE_I_P1680367gespräche und fotos um den kohlensackkreis herum – bis – bis sie von dem getöse des gongs auseinandergerissen werden.
schön angeordnet das ambiente – auch der freie raum ringsherum ein gewinn. luft zum durchatmen. das durchdringen des hintergrundes des kunstwerkes nicht unbedingt erforderlich – es gibt genügend raum für eigene ideen.

d14_FRIDERICIANUM_KLANG_II_P1680326kameras werden getauscht – machst du ein bild von mir – das ist schon mal der anfang eines gespräches. die szenerie hat sich verändert – die bunten sommervögel sind grauen eminenzen gewichen und draußen eher regnerisch. das färbt ab. wenn die sonne zwischendurch kommt, lange wunderbare schatten von den fensterrahmen. sie erhöhen ein bild von einem kunstwerk enorm.

d14_FRIDERICIANUM_KLANG UND KOHLE_III_14.09 d14_FRIDERICIANUM_KOHLE MIT RHOMBE_VI_P1680335

d14_FRIDERICIANUM_GONG_14.091d14_FRIDERICIANUM_GONG_TAKIS_P1680401 d14_FRIDERICIANUM_ZETTEL_P1680333

d14_NÄHEN UND TRENNEN…

IBRAHIM MAHAMA – HENSCHELHALLE

IBRAHIM MAHAMA_HENSCHEL_I_P1680121es ist wie im richtigen leben aufbauen und abbauen. es ist ein reges treiben in der halle. das, was in wochenlanger arbeit, genau bei zwölf performances, zusammengenäht wurde, wird nun in lange, breite streifen getrennt und geschnitten und zu dicken ballen zusammengerollt. es soll verschickt werden, und in  grenoble und italien für neue werke bereitgestellt werden.

IBRAHIM MAHAMA_HENSCHEL_ALLE_12.092   IBRAHIM MAHAMA_HENSCHEL_ABSCHLUß_I_12.09julia raunt mir zu, um zwölf kommt ibrahim. und dann ist er auch schon da, pünktlich und genau. wir fallen uns in die arme wie alte bekannte – so eine freude aber auch. eine überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte. begrüßung und fotografieren auf allen seiten.

IBRAHIM MAHAMA_HENSCHEL_ABSCHLUß_II_12.091HENSCHELHALLEN_endschnürung_12.09 IBRAHIM MAHAMA_SACKBÜNDEL_FERTIG_P1680292IBRAHIMM MAHAMA_ABSCHLUßBILD_P1680195IBRAHIM JAMAHA_HENSCHELHALLE_LEER_P1680305und dann geht es ganz schnell. um 12 lagen fast alle sackstreifen noch am boden. julia gibt anweisung, sie weiß wie, bis zur mitte, in drittel. es staubt ungeheuerlich und ich bin eingehüllt von dem wahnsinnig eigentümlichen sackgeruch. – eine stunde später war alles zusammengerollt und wurde verschnürt. das team arbeitete ungeheuer konzentriert, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. noch ein letztes foto von der leeren halle – ein letzter blick und tschüss…
am montag, wenn die torwache abgehängt werden soll, ist ibrahim mahama nicht dabei, leider – er ist dann schon in g.

MEIN BAUM IM SEPTEMBER…

 

IM URWALD SABABURG…URWALD_MEIN BAUM_P1670998

mit mirko traue ich mich hin bis zu meinem baum. der adlerfarn ist in diesem jahr etwas mickrig ausgefallen, so daß wir hindurchstakseln konnten. meinen baum hätte ich fast nicht wiedergefunden, so sehr ist er mit grünem überzogen. fast zehn jahre begleite ich ihn nun schon in diesem zustand und wenn er sich einmal ganz flach auf die erde legt, um danach wieder ein teil von ihr zu werden, kann ich ihn sicher auch nicht lassen…

URWALD_MIRKOBILDER_mein baum mit rosa_10.09

wir stolpern  und fotografieren – nicht wirklich – sitzen mal auf moosbewachsenen baumstämmen und genießen die saubere luft, nehmen energie von bäumen und grün – das soll die seele erhellen und säubern und stärken. und wir erfreuen uns, dass wir uns von der d14 mal frei machen konnten, obwohl sie ja nun zu ende geht – es war an der zeit.

mirko findet gefallen an den verschiedenen pilzarten – klitzekleine und poppigfarbene große. das ist jetzt ihre zeit, sagt er. auch das moos lebt jetzt auf, wenn es feuchter und kühler wird. die moospolster auf den baumstämmen gefallen mir besonders, auch wenn sie zum draufsitzen etwas feucht sind – macht nix – ein anorak muß reichen.

das wetter spielt mit – nicht zu heiß, nicht zu kühl – das wars mal wieder…URWALD_MIRKOPILZ_I_P9102001 URWALD_MIRKOPILZ_II_P9102072

ÜBERNATÜRLICHE WELT…

d14_LANDESMUSEUM KASSEL – MATA AHO COLLECTIVE…d14_LANDESMUSEUM_THANIWA_O_P1670935BLAUER FETZEN – schießt es mir durch den kopf – wie ein wasserfall rauscht er von der decke, gibt dem raum etwas besonderes. die aufseherin sagt zu mir, die meisten fotografieren von der anderen seite, da ist mehr licht, da können sie die struktur besser erkennen – und dass es an tsunami erinnern soll. ich fotografiere von allen seiten, damit ich es begreife, aber tsunami springt mich nicht an.

TANIWHA, wohl ein wassergeist, ist für die maori schützend als auch furchterregend gleichermaßen. er/es /sie bringt überraschendes und auch schreckliches. alles ist drin. die blaue welle gibt viele fantasien frei. auch, dass sie sich hier nicht manifestieren wird beruhigt mich.

d14_LANDESMUSEUM_DER BLAUE FETZEN_I_07.096d14_LANDESMUSEUM_THANIWA_DER BLAUE FETZEN_II_07.097d14_LANDESMUSEUM_THANIWA_BLAU_P1670948

d14_NEVIN ALADAG

LANDESMUSEUM KASSEL – JALI…
GLASIERTE KERAMIK
d14_LANDESMUSEUM_SCHIRMWAND_P1670903da bist du ja, hätte ich fast gesagt-  so lange habe ich gebraucht, um diese auf mich poetisch wirkende sichtfassade zu finden. mit ihren verschiedenen mustern hat sie etwas märchenhaftes. die farbe trägt noch dazu bei.

d14_LANDESMUSEUM_NEVIN ALADAG_I_P1670926 d14_LANDESMUSEUM_NEVIN ALADAG_II_07.093poetisch die vorstellung, dass ich hindurchsehen kann, ohne selbst ganz gesehen zu werden, dass die wand entblättert und verbirgt. diese doppelwirkug ist reizvoll. ich nähere mich, entferne mich, um die unterschiedlichen bilder einzufangen, berühre auch, was niemand merkt – die mauer kalt und glänzend. die menschen geben eine neue dimension, machen aus sichtnischen mauern.

d14_LANDESMUSEUM_NEVIN ALADAG_III_07.095sie stehen auch nicht, um wirklich etwas abzuschirmen. der flur birgt keine geheimnisse, die muß ich mir dazu denken.
die einzelnen bausteine der gefalteten wand beruhen auf verschiedenen mustern von mashrabija, einer architektonischen fassadenstrategie des maghrebs, sowie des nahen und mittleren ostens.
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NEORENAISSANCEJUGENDSTIL…

d14_LANDESMUSEUM KASSEL…

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dieses museum – 1913 erbaut – hat zwei weltkriege fast unbeschädigt überdauert. das haben wir gemeinsam – überdauert. den zweiten weltkrieg überdauert. es wurde überarbeitet und 2016 wieder eröffnet.

eine frau aus den niederlanden bedauert – die schönen tapeten. ja es war einmal tapetenmuseum und hat bei der letzten documenta als solches eindruck hinterlassen.
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und dieser handlauf – wie er scheinbar die energie von oben nach unten leitet, sich bündelt und zusammenrollt. ich bin ganz vernarrt in ihn.

d14_LANDESMUSEUM_TREPPEN_07.091auf dem treppenabsatz zwei gegenüberliegender treppen kommen wir uns beim fotografieren in die quere. er stört mein bild – ich seines. ich bin gleich weg, sage ich.
der treppenaufgang begeistert noch lange. später begegnen wir uns auf derselben seite. begeistert sagt er, der baustil ist interessanter als die ganzen documenta objekte. das bestätige ich und wir kommen ins gespräch. wir rätseln welcher baustil. mit baustilen kenne ich mich nicht so gut aus, aber einen hauch jugendstil glaube ich zu erkennen. naja, es ist dann – nachgeguckt – neorenaissance mit ein wenig jugendstil.
die treppenabgänge – da wäre ich als kind gern heruntergerutscht – und – er sagt – hier, zeigt mit der hand den pfeiler – mit dem kopf aufgeschlagen. und der vater hätte ihnen den hintern verbläut. – der war nicht da, der war im krieg. und, frage ich, ist das marmor. – nein travertin. fühlen sie mal hier die vertiefungen – kalk und muschelreste. das verwendete man für… unser gespräch geht noch eine weile. schön, wie die d14 die menschen ins gespräch bringt.
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d14_BRACHIALE GEWALT…

d14_DOCUMENTA HALLE – MIRIAM CAHN

diesen raum werde ich nie vergessen – so wolfgang niedecken bei seinem documenta rundgang mit markus brock.

dieser raum ist immer proppevoll. was ist es, was die menschen anlockt, fesselt. es macht neugierig, was miriam cahn da aufzeigt – es schockt auch – das nichtalltägliche hat seinen reiz. drei junge frauen sind neugierig auf den – sexraum – wie sie ihn nennen.

was miriam cahn genau benennen will, kann ich nicht sagen. ich frage mich, kann man gewalt überzeugend malen, wenn frau sie nicht selbst erlebt hat. schweiz…

es scheint mir üblich, sich mit dem, was man macht, an das schreckliche, an flüchtlingsleid und gewalt, an politische misere anzuhängen, um mit dabei sein zu können. überzeugen tut es nicht…d14_DOC HALLE_V_P1670639d14_DOC HALLE_I_01.095 d14_DOC HALLE_III_01.097 d14_DOC HALLE_ORGANE__01.094

DEN WEINBERG ERKLIMMEN…

D14_WEINBERG_AUFGANG_TREPPEN_03.092einmal von der d14 ausruhn – ihr aus dem weg gehen – aber weit gefehlt. der weinberg mit seinen sitz- und liegeplätzen ist zum lieblingsort der d14-besucher/innen geworden. die angrenzende grimmwelt belagert wie bei einem volksfest. naja, volksfestähnlichen charakter hat die d14 schon. von kunst keine rede.

wieder sind die gespräche mein anhaltspunkt und lieblingsthema. wien, münchen/athen, düsseldorf und sogar kassel einige male. kassel ist weltstadt.
hier soll kunst sein und wo denn. da weiß ich es noch nicht, muß selbst noch schaun und – welcher bus fährt denn zu den wasserspielen. meine tochter will das wasser sehn. da ist es schon gleich 17 uhr und die spielerei sicher schon am ende.

das frühere gewächshaus – heute eine ruine – erregt immer wieder meine aufmerksamkeit. es wird sträflich vernachlässigt. da könnte doch, sagt eine frau, und erwähnt auch gleich, warum es diesen weg nicht geht. da müßten einige auflagen erfüllt werden. – und ich frage mich immer, wieso nicht…

auch das marmorzelt aus athen, etwas abseits platziert zum glück, umlagert und zum fotohintergrund für die ganze familie auserkoren, hat hochkonjungtur. das flüchtlingsthema nicht in betracht gezogen. auch ich lege mich hinein, lasse ein foto machen und frage, wievielen menschen muß es denn unterkunft bieten. ich komme auf drei. nee nee – acht mindestens und gestapelt noch ein paar mehr. jux statt kunst, blödelei statt flüchtlinge.

ich wollte in ruhe hier sitzen, mich von der d14 erholen und einen latte schlürfen. daraus ist nichts geworden – zu viel los. das legt sich hoffentlich bald wieder…

d14_WEINBERG_MENSCHEN AUF EMPORE_P1670754

D14_WEINBERG_BLICKE VON OBEN_03.093 D14_WEINBERG_grimm_03.091 D14_WEINBERG_MARMORZELT_03.09 D14_WEINBERG_REBECCA MELHORE_P1670812 d14_WEINBERG_REITERBILD_P1670793

D14_WEINBERG_NATAN POHIO_P1670796