KUNST AM BAU – GANZ EIGENWILLIG…

FRAUNHOFER NEUBAU…

 

 

 

 

 

meine kunst am bau finde ich. sie springt mich an, sie springt mir ins auge, ich folge den zeichen, die sie setzt und nehme sie mit. verschleppe sie in bilder, gebe ihnen eine neue aussage. ihre herkunft ist klar, doch niemand kann sie ergründen. ihre wirkliche aufgabe verraten sie nicht. geheimnisvoll sind sie und stecken voller witz und ulk über ihre irritation, die sie bewirken. wirkungsvoll sind sie allemal. schon beim finden entgeht mir das nicht. die neue richtung ist mir deutlich und das suchen der kunststücke ist mir jeweils eine überraschung.


oft lasse ich sie nicht in der findeform, franzele noch etwas an ihnen herum, mache damit deutlich, dass es noch ganz anders geht. sie sind verführbar und lassen sich gern auf die neue verwandlung ein, so, als hätten sie davon einen ganz besonderen genuß und gewinn. und ich lasse mich auf sie ein, die verwegenen, die veränderungswahnsinnigen.
sie bekommen ein ganz neues leben, und das wissen sie, ein leben, das ihnen niemand mehr nehmen kann.

am baugrund sind sie stets der gefahr ausgesetzt, einfach weggeschaufelt verschoben, vergraben, in eine feste stellung gebannt zu werden.
ich rette sie sozusagen aus ihrem starren verbleib, in dem sie vielen stufen der verfremdung ausgesetzt sind. sie danken es mir, und zeigen es in neuer gestalt, die niemand verändern wird. auf dem bau streife ich übermütig zwischen ihnen herum und bin voller neugier und freude. das sich gegenseitige einlassen ist für sie und für mich große erneuerung.

BETON UND ZUGENÄHT…

FRAUNHOFER BAUSTELLE…

ich kann ins nichts schauen, oder auch ins gewusel. im nichts sehe ich ganze verläufe, eine vorgegebene linie und schlicht die verbindung vom himmel zur erde.

stahlgefächertes neben betonglattem. am abend wird alles betonglatt sein. mit stelzen käme ich vielleicht durch den stahlteppich – am abend könnte ich dann tanzen auf betonglattem boden. schöne vorstellung.
die arbeiter nehmen mal wieder den segen von oben, schütten ihn an den ort, den nur sie kennen, ziehen, schieben, glätten – es schaut so einfach aus.

diese grüne gewundene schlange am himmel, in weißer führung, im spiel mit den stracken hohen riesenkrankrallen, gegen blau-blau-bewölktem himmel – ein schauspiel für sich. ich kann die augen nicht lassen, die szene verändert sich dauerhaft – am himmel, wie im baugrund. für meine begeisterung gibt es nur die erklärung, die neugier heißt und das finden neuer bilder.


manuel, der hier den betonfluss dirigiert, sagt, du solltest hinauf klettern, in das häuschen des kranführers und von dort fotografieren und lacht. wahrscheinlich kann er sich denken, dass ich von dort eine wahnsinnsaussicht habe und mit wahnsinnsbildern wieder herabsteigen würde. es erwächst in mir der wunsch, aber kein bauleiter der welt würde eine so steinalte in den himmel klettern lassen. also, bleibt es bei der vorstellung.


ich bleibe unten und setze mich auf einen plastikballenstapel, von dem aus ich ins innere des stahlbetongeheges schauen kann. es wuselt und wimmelt. das ganze ist wie eine bühne, auf der die arbeiter agieren. ich bin fasziniert, wie alles so reibungslos flutscht – wie mir scheint…
der dunkle quader im grund wird ein aufzug und erinnert mich an den fahrstuhl im grimm-museum. hier ist er das, woran der blick festhält.


der beton kommt in großen betonmischern aus kaufungen. mal wieder fährt ina eines der riesenfahrzeuge.

manuel. achja, und es kommt b. hinzu, der sagt, ich kenne sie, kenne sie aus dem fernsehen. da hab ich den film vom abriss des zollbahnhofs gesehen, im offenen kanal. na sowas. immerhin ist das schon fünf jahre her. schön, dass in wenigen menschen verschwundenes noch lebendig ist.

VERBOTENE ZONE…

FRAUNHOFER BAUSTELLE…

ich habe die genehmigung von fraunhofer zum fotografieren und ein bauleiter begleitet mich. eine firma schließt mich davon aus, weil sie nicht möchte, dass arbeiter und maschinen fotografiert werden, warum auch immer – ich habe so meinen verdacht…

grad ist arbeitsfrei und ich mache meine fotos von aussen, also durch die absperrung, damit dieser nördliche teil nicht vollends aus meiner dokumentation herausfällt.
die erdumwälzungen sind enorm. die erdhaufen sind sehr unterschiedlich in form und farbe. an zentraler stelle stäbe eingefügt, ein spiel—— ähnlich mikado – blau gibt den ton an, rosa, gelb und grün. sie schaffen kontakte. wenn ich aufmerksam bin, finde ich sie heraus…


der angefahrene auffallend gelbe sand nimmts farblich gesehen mit der grollenden dunklen wolke auf. sie treiben das wetterspiel. es gefällt mir sehr.
es riecht nach umbruch, nach aufbruch auch – es ist mächtig was los.

AUCH WETTER…

FRAUNHOFER NEUBAU…

wetter ist ein phänomen, das nichts und niemanden unbeeinflußt läßt – auch die ereignisse auf einer bausteller nicht – achja, und in keinem fall  nicht meine bilder, die ich einfange. stürmisches wetter macht auch stürmische fotos – und wie ich die liebe, nicht nur die fotos – auch die wetter.
heute zog eine horde wilder wolken plötzlich auf – und auch wieder ab. dementsprechend mußte ich mich sputen, um sie in die bilder einfliessen zu lassen. das dramatische zog allzu schnell vorbei – eigentlich schade.

 

 

 

 

 

 

 

 

auf einem teil des grundstücks, das der stadt gehört, lagern werkzeuge und materialien, die vom baugrund getrennt sind, aber doch dazu gehören. sie haben auf mich einen besonderen reiz – wahrscheinlich deshalb, weil ich sie sonst nicht zu sehen bekomme. formen und färben muten fast märchenhaft an, etwas mystisch auch und an abenteuer erinnernd und unangemessen auffordernd. wozu sie dienen, weiß ich nur teilweise, und will ich so bis ins kleinste detail auch nicht wissen.

sand-, split- und kiesberge schaffen in meiner betrachtung vor den übergrünen baum- und hintergrundlandschaften eine ganz neue erfahrung. alles ganz neu und auch die freude darüber stellt sich immer wieder ein.

WOLKENSCHÄUMCHEN…

LÖWENZAHNWIESE…


so weiß – so weich wie wolkenschäumchen…

wie in einem versteck, geheim auch – eine ungemähte löwenzahnwiese.
hineinlaufen möchte ich, wie in kindertagen, mich drehen und wenden, mich mit den löwenwölkchen verbinden. das hineinlaufen fällt schwer und erst recht das drehen. also bleibt mir nur eines, den traum im foto festzuhalten.
eine ungemähte wiese, das macht freude, das zeigt mitdenken.

KOMPOSTLOCH-ERDBROCKEN…

das ist eine längere geschichte…

diese erde, den berg, der er jetzt ist und den berg, der er einst war, habe ich über jahre verfolgt.
in meinem kompostloch – einst untilled von pierre huighe – machte er mir eine große freude, als er in einem jahr – fast rundum gelb – mit seiner ackersenfblüte überraschte.
ich nutzte ihn für meine aktion LYRIK und I LOVE. ich erwiderte damit den gefallen, den er, der erdberg, mir tat.


ich bedauerte es als er abgetragen wurde und verfolgte sein abbleiben. sein neues zuhause war nun im gelände des werkhofs. da liegt er heute noch – fast unbeeinträchtogt –
und immer mal wieder schaue ich nach, was mit ihm wird.


gestern überraschte er mich mit großer pflanzenfülle. ackersenf war auch dabei, aber nicht so üppig, und brennesseln und taubnesseln und knoblauchrauke und kohlkratzdistel und schöllkraut und klettenlaubkraut und indisches springkraut und

als ganz große überraschung eine mir völlig unbekannte pflanze CLAYTONIA PERFOLIATA – gewöhnliches tellerkraut (hab ich im internet herausgefriemelt…
so schön und zartblühend – etwas empfindsam in seiner art – also knackleicht zu brechen. und es hat eine verwandte, die ich noch nicht blühend gesehen habe.
meinen erdbrocken werde ich nun öfter besuchen und schaun, was er so hervorbringt im laufe des blühjahres.