HEUTE SOOO GESEHEN…
ich sehe was, was du sooo nicht siehst…
aber vielleicht sooo…
HEUTE SOOO GESEHEN…
ich sehe was, was du sooo nicht siehst…
aber vielleicht sooo…
ZU DEN ANFÄNGEN….
im april 2018 – genau vor zwei jahren – beginnen die arbeiten für FRAUNHOFER. die pfahlgründungsspezialisten der firma otto quast ist mit dem ersten bohrturm angereist. später kommt ein zweiter hinzu.
sie versehen das grundstück mit betonpfählen durch und durch – ca. 300 stück und schaffen eine pfahllochkunstlandschaft die erinnert an maulwürfe und die hügel, die sie hinterlassen in dieser jahreszeit. einen pfahlbau kann man FRAUNHOFER deshalb nicht unbedingt nennen.
diese bohrtürme sind die verbindung zwischen himmel und erde.
dkbg – deutsche kampfmittelbergung – hat viel zu tun und klebt da noch einige zeit fest.
flüssigbeton fährt die firma wasser kassel heran
befragt, was die erdbewegungen bedeuten, sagt r., die spielen ein bißchen mit der erde. die haben langeweile. es ist viel erde, und die muß weg – aber wohin…
naja irgenwie sind sie die erde dann doch los geworden.
camcorder fraunhofer
nun, nach zwei jahren, ist der rohbau fertig – richtfest gefeiert – die kräne weg geschafft und der innenausbau kann beginnen…
Wenn ich einst alt bin
trage ich Mohnrot
weil ich das Brennen nicht missen möchte
in meinen Gliedern
in meinem Herz
Einen grossen Hut
der weit auslädt
und das Gesicht anmutig verschattet
Ich werde stolz sein
wenn die Leute hinter mir tuscheln:
Da geht die verrückte Alte mit ihrem Hut
Vieles werde ich nicht mehr machen
Zuhören zum Beispiel
wenn ich nicht mag
oder bleiben wenn es mich langweilt
nicht mehr fächeln
mit höflichen Floskeln
sondern sagen wie es mir ist
Vieles aber
will ich noch tun
Rutschbahn fahren mit meinem Enkel
rumpurzeln im Heu
und lachen dazu
Leute ansprechen
im Tram auf der Strasse
die mir gefallen und fragen
wie geht’s?
Zeit mir nehmen für einen Schwatz
im Blumenladen die Ansicht
der Gärtnerin kennen lernen
über Jahreszeiten und Sträusse
Reisen
ein Weingut suchen im Herz der Toskana
weil mir das Etikett auf der Flasche gefiel
An die Nordsee fahren
weil ich Sehnsucht habe
nach grauen Stränden und frischem Wind
Was mir so einfällt
ein Nachtspaziergang
Düften folgen
und fliegen lassen Bänder im Wind
Unbekümmert und barfuss
lauf ich ins Grab
Elisabeth Schlumpf
Aus: Wenn ich einst alt bin … Kösel Verlag 2003.
IN DIESEN ZEITEN…
schön, wenn man – in diesen zeiten – die gr. göttin der gesundheit, hygieia, im haus hat. irgenwann einmal brachte ich sie von einem griechenlandaufenthalt mit nach hause.
dass sie meine einzige beschützerin ist, kann ich nicht sagen. sicher habe ich mehr von diesen gespielinnen um mich. im großen und ganzen bin ich gesund. das, was daneben ging, habe ich mir selbst zuzuschreiben. es gab einen moment, da war ich unaufmerksam, irgendwie. das mußte ich dann auch selbst wieder richten.
und was sonst bei mir noch im argen liegt, dafür kann sie auch nichts. gegen eigensinn und leichtsinn sind auch sie, die wesen, auf die man vertraut, machtlos. blind zu vertrauen, dass sie alles wieder ins lot bringen, ist wahnwizig. nur im gleichklang mit hygieia ist die gesundheit geschützt. danke …
HILDE DOMIN…
lege den finger auf den mund
rufe nicht
bleibe stehen
am wegrand
vielleicht solltest du dich hinlegen
in den staub
dann siehst du in den himmel
und bist eins mit der strasse
und wer sich umdreht nach dir
kann gehen
als lasse er niemand zurück
es geht sich leichter fort
wenn du liegst als wenn du stehst
wenn du schweigst als wenn du rufst
sieh die wolken ziehn
sei bescheiden
halte nichts fest
sie lösen sich auf
auch du bist sehr leicht
auch du wirst nicht dauern
es lohnt sich nicht angst zu haben
vor verlassenheit
wenn schon der wind steigt
der die wolke verweht
die angst nach verlassenheit ist etwas, das uns ständig begleitet. es ist nicht leicht,
diese angst aus der palette der gefühle zu streichen.
vielleicht, ja vielleicht löst sie sich auf in anbetracht dessen, dass ‚schon der wind steigt’, vielleicht noch gepaart mit der sehnsucht, wie eine wolke zu verwehn.
sich so klein zu machen, sich so flach an den boden anzuschmiegen, dass jemand gehen kann, so als lasse er niemand zurück – das ist ein schönes bild. es liegt auch eine weisheit darin. aber wir wollen ja immer, dass wir nicht vergessen werden, dass etwas von uns bleibt.
Mir weht der wind schon manchmal um den kopf, aber zu registrieren, wann er ‚steigt’, das ist ein weiteres.
im zen gibt es einen spruch
WENN DU ETWAS GUT MACHST
HINTERLÄSST DU KEINE SPUR
auf unser leben angewendet gibt mir das eine ungeheure erleichterung.
alle anstrengungen, bedeutung zu erlangen, fallen da weg. ich kann tun, was ich tue, nur um es zu tun.
lange gespräche könnten sich anschliessen – vielleicht ergeben sie sich ja – vielleicht im allee cafè…
rosadora
älterer beitrag – er ist mir heute vor die füsse gefallen – irgendwie passend
KRANLOSE ZONE …
unglaublich, wie wenig platz er eingenommen hat – der KRAN NR. 2. der kleine bagger kratzt noch die restlichen spuren weg, und dann erinnert nichts mehr an die schwerstarbeit, die er vollbracht hat. schon jetzt vermisse ich sein winken und der blick nach oben geht ins leere.
am 3. april 2019 um 9 uhr 28 sah das ganze noch so aus. auch unglaublich, in welcher schnelligkeit der bau in die höhe gezogen wurde – nicht zuletzt dank des kranes.
KRANABBAU – HOFFENTLICH LETZTE SCHAU…
und die mondin schaut zu. noch einmal verneigt sie sich vor dem restkran, dankt, ehe sie weiterzieht. dass sie das zeigt, bewundere ich, zeigt, dass ich nicht alleine bin mit meiner bewunderung….
und nun restteile des krans und sein füessli…
und da steht es ja – REGEL regelt alles…
NACHMITTAG IM DETAIL…
zu beginn die menschen, die den kran abgebaut haben. ich nenne sie scherzhaft mondmenschen. ein bißchen sehen sie ja so aus. scherzen muß auch sein, damit die arbeit aushaltbar ist, und als teil des teams darf ich das ja…
dann die letzten teile – kranteile eben – sie verschwinden – einfach so – und das schmerzt – an veränderungen zwar über die vielen jahre gewöhnt, aber wenn es sich wie abschied anläßt, schmerzt es noch immer. aber trotzdem nicht der gewohnheit verfallen…
und ab die post! – der eine kommt, wahnsinn, wie er sich in die schmale spur hineinzwickelt. der andere geht mit schwersten betonfußteilen – und so auf die autobahn – mir schwindelt…
und schwer sind die teile allemal. damit den ganzen tag zu handtieren ist schwerstarbeit hoch drei… und hell wach mußt du sein, sonst erdrückt dich ein betonteil, oder ganz anderes…
und noch lange kein ende. bis nach darmstadt muß das zeugs, und ob sie, die arbeiter, das heute alles wieder abladen und aufrichten müssen? an der frischen luft zu arbeiten ist schön – aber nicht nur schön…
es hilft nichts – es gibt eine weitere fotoschau und vielleicht den abschluß – vielleicht…