MEHR ALS EINE ROSE….

BOTANISCHER GARTEN KASSEL…

der dichter RAINER MARIA RILKE ging in der zeit seines pariser aufenthaltes regelmäßig über einen platz, an dem eine bettlerin saß, die um geld anhielt. ohne je aufzublicken, ohne ein zeichen des bittens oder dankens zu äußern, saß die frau immer am selben ort. rilke gab nie etwas – seine französische begleiterin warf ihr häufig ein geldstück hin. eines tages fragte die französin verwundert, warum er nichts gebe. rilke antwortete: „wir müssen ihrem herzen schenken, nicht ihrer hand.“

wenige tage später brachte rilke eine eben aufgeblühte weiße rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte hand der bettlerin und wollte weitergehen. da geschah das unerwartete: die bettlerin blickte auf, sah den geber, erhob sich mühsam von der erde, tastete nach der hand des fremden mannes, küßte sie und ging mit der rose davon.      eine woche lang war die alte verschwunden. der platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. nach acht tagen saß sie plötzlich wieder an der gewohnten stelle. sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte hand.

„aber wovon hat sie denn in all den tagen gelebt?“ fragte die französin.

rilke antwortete: „von der rose…“

josef bill

BOTANISCHER GARTEN KASSEL – 21. juni 2020….

BLUMENTRAUM….

obwohl sie zu träumen scheinen, die blumen, ist ihnen solch ein zustand nicht zuzurechnen. immer stecken sie in ihrer entwicklung – ohne pause. sie haben nicht einmal ein ganzes jahr für dieses ereignen, wofür wir menschen ein ganzes leben brauchen – fast hätte ich gesagt ver-brauchen. aber wer kommt schon auf die idee, sich mit einer blume zu messen. da müssen bäume, die uns an jahren oft um ein vielfaches überdauern, schon eher herhalten.

der zierlauch und bulgarische lauch haben den größten teil ihres blühens schon erledigt. doch in welcher phase sie sich auch befinden, sie verzaubern mich mit ihren ungeheuer fantasievollen gebärden und farben. sie geben noch einmal alles, was sie können und bleiben dabei doch zart und grazil.

 

 

von fragilität kann ich bei der elfenbeindistel nichts bemerken. sie schwingt und schwebt nicht, steht fest an ihrem platz, fast wie ein zinnsoldat. und nicht einmal im regen duckt sie sich, hält alles aus. auch einen eigenen sonnenschutz scheint sie in sich zu bergen. nur zwischen all den anderen blühenden ist sie auszuhalten.

die verschiedenen arten schaue ich nach. doch bei den lilien finde ich nur LILIEN und dass es viele sorten gibt. benannt finde ich sie nicht. dabei hätte diese prächtige es doch verdient. na wenigstens fällt sie mir besonders ins auge.

die skarbiose gibt es auch in verschiedenen farben und größen. auffällig ist, dass eine bestimmte bienensorte sie besonders zu lieben scheint.

noch verwirrender ist die anzahl der arten von nachtkerzen – so dass ich sie oft nicht als solche erkenne. nur die anzahl der bienen – hier vermute ich eine wildbienenart – übersteigt die anzahl bei weitem.

A R T E M I S I A ANNUA…

BOTANISCHER GARTEN KASSEL….

 

Schon in der Antike waren Artemisia-Arten als Heil- und Gewürzpflanzen bekannt. Fast alle Artemisia-Arten enthalten viel Bitterstoffe und ätherische Öle. Sie werden vor allem wegen ihrer dekorativen, oft duftenden und bisweilen insektenabwehrenden Laubblätter kultiviert.

Der Einjährige Beifuß wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Malaria-Mittel genutzt. Auf Extrakten aus dem Einjährigen Beifuß beruht die von der WHO empfohlene Therapie gegen Malaria (siehe Artemisinin).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

als ich im vergangenen jahr auf die ARTemisia aufmerksam wurde, gab es von der corona krise noch keine anzeichen. ich brachte sie mit der göttin ARTEMIS in verbindung und mit deren guten eigenschaften und heilung auf jeden fall.

nun, da das max planck institut sich mit forschungen beschäftigt, ob die pflanze bei corona heilung bringt, wird sie zur PFLANZE DER HOFFNUNG. vielleicht hilft sie nicht unbedingt gegen krebs und corona, aber dass sie die abwehrkräfte stärken könnte, wenn man sie als tee zu sich nimmt, will ich gern glauben.

TEE:  pflanzenteile mit heißem wasser überbrühen und 5 – 8 min. ziehen lassen. langsam und genüsslich trinken.

er hat einen starken eigengeruch und der körper reagiert darauf mit entsprechenden ausdünstungen.

 

 

BIOTOP BAHNHOF – 11. juni 2020….

METERLANG BLAUER HIMMEL….

gerade als ich mich entschloß, meine gedanken über den allzu BLAUEN HIMMEL festzuhalten, änderte sich das wetter schlagartig und es begann zu regnen – mal mehr, mal weniger stark. nicht, dass es hier in der region ausreichend die allzu trockene erde erweicht hätte, aber immerhin über tage, und dass es einigen samen und pflanzen  ausreichte, sich hervorzutrauen aus ihrer trockenheit. einige taten das sogar im überschwang.

nachschauen mußte ich unbedingt auf meinem bahnhofs biotop und ich war überrascht, wie schnell sich ettliche pflanzen an die wetterlage anpassten und sich so ins zeug warfen, als wollten sie mich trösten über die lange zeit der trockenheit hinweg.

die platterbse oder wildwachsende wicke übertrieb es fast. hoch-zeit kam es mir in den sinn, die in schmachtenden zeiten üppiger ausfallen muß, als üblicher weise – so, als würde die zeit drängen und die magere zeit danach schon abzusehen sei.

während andere pflanzen – die königskerze zum beispiel – den aufwand für die kurze zeit, wie sie sicher aus dem vergangenen jahr weiß, erst gar nicht mehr betreibt und abwartet, auf eine kontinuierlichere wetterlage – die vielleicht nie mehr so kommen wird, wie sie diese braucht.

die kleinen pflanzen sind zaghaft oder mühen sich erst gar nicht. ihre reserven sind kurzzeitig und ein einziger sonnentag in dieser jahreszeit kann ihnen den garaus machen.

mein biotop ist fast eine wüstenei, trotz den sich hervortrauenden blühpflanzen. der sommerflieder, der sich überall breit macht, hat es nicht zur blüte gebracht. er ist rafiniert, hält erstmal die füße still.

 

 

ich zähle auf:   johanniskraut, kamille, weißer klee, brombeere, weidenröschen, flockenblume, gelber hornklee, blauer natternkopf, gemeine nachtkerze, jakobskreuzkraut, schafgarbe, rainfarn und die nicht zu übersehende wildwachsende bleitblättrige wicke oder platterbse – und viele mehr, die noch keine blüten haben und die ich ohne diese nicht erkenne.

FRAUNHOFER NEUBAU – 10. JUNI 2020….

…. GEHT NICHT GIBTS NICHT…

es sind die geschichten, die zählen – mehr als jedes einzelne foto. eigentlich will ich gar nicht fotografieren. bringe sufian nur den fotoband von RUGHA RAI, dem indischen meisterfotografen.

also, ich kann kaum laufen. sufian sagt, du läufst besser als andere 80 jährige. sollte ein trost sein… dann gehn wir doch und weiter als angedacht.

den HOF, den ich fotografieren möchte, ist nicht so, wie ich ihn mir dachte, also, lass ich ihn. gestern hat REGEL riesige fenster in die höhe gehievt – nur ein teil vom ganzen…

mir fehlt die energie und damit die aufmerksamkeit, die ich sonst jedem kleinsten einzelnen ding entgegenbringe. ein bißchen ringe ich mir trotzdem ab. lasse mich nieder in ein röhrenboot, was nur ich so sehe. sufian sorgt sich – gib acht, da gehts tief ab. ich möchte ein foto von der szene – wer weiß, wie lange das noch so geht…

die fassaden sind nun grau – mausgrau – wie ich bemängele. sufian fragt, was ist mausgrau… vielleicht kriegen sie ja noch einen anstrich, der mir mehr freude machen würde.

wieder sind es die pfützen, die mich reizen. ich zeige sie sufian als schatten. nein, sagt er, das sind keine schatten, das sind spiegelungen – wunderbar – ich differenziere… und die spuren in sand und erde – die werfen keine schatten – also spiegelungen. erde, die kostbare – bald wird sie untergewurschtelt sein, licht und wind entzogen.

die blumenpalette – die keine ist. sufian hebt sie, dreht sie, und sagt, da könnte man blumen hinein pflanzen. – könnte man, nicht ganz schlecht. aber der platz dazu fehlt, leider. ich mache sie zum symbol des tages…

und willkürliche spiegelungen – keine schatten – als KUNSTteil und linien – auch willkürliche.

gefällt mir einfach – diese rollage. form und farbe machens wohl…

aber die eigentliche geschichte passiert heute zwischen sufian, steffen und rosadora. von corona bis blütenhonig von den bienen steffens sohnes – sehr ausführlich. ich kann den bogen schlagen zu den bienen im kompostloch 2012 auf der bienenfrau. und dass ich von dem imker aus witzenhausen, der den bienenstock brachte und wieder abholte, meinen honig bezogen habe. und nun krieg ich ihn von steffens sohn – eine kiste – 6 gläser. sufian möchte auch zwei… nebenbeihandel auf dem fraunhofergrundstück. das ist doch was. das ist echte menschlichkeit – mitgedacht – zugewandt und offenen ohres…

die arbeiter kommen von der pause – müssen nochmal ran…

 

das sind die geschichten von heute – nur einige…

STRAUCHPÄONIEN…

IM BOTANISCHEN GARTEN…

leider sind sie hin und weg – die strauchpäonien von vergangenen jahren. unsachgemäße pflege – falscher schnitt zu falscher zeit. dieser ist schon verblüht und alle anderen sind einfach verschwunden. ich habe sie sooo geliebt, diese blütenkünstlerinnen. und so bleibt mir ein rest, ein wehmütiges suchen…

die übrigen pfingsrosen sind auch schon dem blütenende nahe. es ist, als wäre sommer im frühjahr und es fehlt die feuchte einbettung. das wetter wird für die pflanzenwelt in diesem jahr noch dramatischer werden. jede besucherin, jeder besucher müßte eine kann wasser mitbringen – das wärs doch, und als eintritt kein zu hoher preis…

die schwertlilien brauchten auch etwas schatten und wasser. die sonne ist heute viel zu heiß und das von eben auf jetzt.

FRAUNHOFER BAUSTELLE – 19. mai 2020….

SUFIAN ENTDECKT…

phacelia und geruchlose kamille – sufian steuert auf das freie feld zu. ein kleiner baum, sagt er. der kleine baum ist dann die geruchlose kamille, die sich hier wunderschön ausbreiten kann. auch kleinere „bäumchen“ gibt es verteilt über das feld. hier entsteht bald noch ein pärkchen für die mitarbeiter der FRAUNHOFERs. und ich bin neugierig, was sich da ausbreiten wird.

sufian muß unsere für ihn neue kultur erkennen und nun auch noch die pflanzenwelt. das ist nicht ganz leicht. ich freue mich, dass er dafür interesse zeigt. diese beiden exotischen pflanzenarten sind auch für einheimische nicht leicht zu erkennen. phacelia mag ich wegen der unaufdringlichen farbe  und dem schmeichelduft sehr gern. sie wird als gründüngepflanze eingesetzt. man findet sie auf freiem acker. die bienen mögen sie sehr gern. sie ist ein besuch aus der NEUEN WELT, also nordamerika.

 

FRAUNHOFER BAUSTELLE – 19. MAI 2020….

HIER FOTOGRAFIERT ROSADORA WIEDER SELBST….

zuerst die wolken, die mir den allzublauen himmel wieder annehmbar gestalten. die dämmwolle – vordergrund – scheint mir bei der wärme fast überflüssig – aber eben vordergrund.

dann die verzweifelte suche nach KUNST. die spur im sand ruft mich. der runde kupferfarbene kanaldeckel gibt die ergänzung – förmlich gesehen. und dass es KUNST ist – na, wenn du es sagst….

wahnsinnskulisse und das am helllichten tag…. dahinein gehe ich jetzt und sufian steigt aufs dach.

aus dem, was ich vorfinde, mache ich eine aufgabe….

türkiserei und blaue wucht KUNST….

und etwas umgeschaut….

zuletzt die wärmende KUNST….