BOTANISCHER GARTEN…

BRANDKRAUT…

nachdem sie fast verblüht ist, wird sie zur prinzess – so schien mir, als ich mich neben sie auf die bank setzte. michael, der mich zur zeit begleitet, fand sie noch an anderer stelle – nicht ganz so vergangen. pflanzenrätsel sind zeuberhafte rätsel, erfreuen und beglücken und immer wieder in jedem neuen jahr. und in jedem neuen jahr geben sie die rätsel neu auf. auch die farben sind fantastisch – besonders mit meinen neuen augen…

 

A G A V E – BOTANISCHER GARTEN…

GEWÄCHSHAUS…

nicht totzukriegen – versucht sie überleben zu sichern. war sie vor ein paar jahren durchs dach gekrochen und beim versuch, blüten zu bilden, erfroren, schaut sie heute so aus, als hätte sie an kraft keineswegs eingebüßt. zahlreiche schößlinge hat sie ausgebildet, um mit ihnen weiter zu existieren – d. h. jeder von ihnen wird ein eigenes dasein veranschaulichen.

einige sind schon in sicherheit und sollen zum verkauf angeboten werden. im kakteenhaus, dem sehr gefüllten, wird man einen platz für sie finden, vielleicht muß die jetzige AGAVE den platz für sie erst räumen.

hoffentlich aber bringt man ideen und kraft für ein neues kakteenhaus auf die beine – es ist längst überfällig..

UND LEBEN…

und
wiesen gibt es noch
und bäume
und sonnenuntergänge
und meer
und sterne
und das wort
das lied
und menschen
und…

rose ausländer

nicht so selbstverständlich nach dem heutigen weltuntergans szenario…

ANS FENSTER TRETEN…

FRIEDERIKE MAYRÖCKER

da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete

ich besitze ein wunderbares büchlein von julia kospach mit gesprächen über
LETZTE DINGE mit FRIEDERIKE MAYRÖCKER und ILSE AICHINGER – ausgestattet mit assemblagen von daniel spoerri.
als kostbarer schatz steht es gleich fassbar neben mir im buchregel.
das büchlein, das nur vom format her klein ist, und ich sonst als ein großes bezeichne, mit entstehungsdatum 2008, gibt mir die möglichkeit, immer mal wieder danach zu greifen und mich den LETZTEN DINGEN zu widmen.
anders als friedrike mayröcker, die die tatsache des todes überhaupt nicht akzeptieren konnte und anders als ilse aichinger, die ihn herbeisehnte, kann ich meinen platz gegenüber des todfeindes noch nicht einnehmen.
friederike mayröcker schreibt seinerzeit:


Wenn ich denke, was für eine Lebenszeit andere Lebewesen haben! Riesenschildkröten erreichen ein hohes Alter, manche Bäume werden über 500 Jahre alt, und gerade der Mensch, die sogenannte Krönung der Schöpfung, muß mit 80 oder 90 jahren abtreten?
sie hat dieses alter überschritten. nach den LETZTEN DINGEN habe ich gar nicht mehr damit gerechnet, dass sie sterben könnte. ist sie ja vielleicht auch nicht.
in ihren werken und ihrem tun wird sie noch lange in erinnerung bleiben – so hoffe ich. in unserer kultur will man nach dem tod nicht in vergessenheit geraten – in anderen soll man keine spuren hinterlassen. ja, was denn nun…
ILSE AICHINGER starb 2016
friederike mayröcker am 4. juni 2021
DANIEL SPOERRI ist 91 jahre

mandelbaum verlag – vergriffen
gebraucht angeboten für 120 euro

AUF DER INSEL – mal wieder…

DIE FARBE WEISS…

die farbe weiss – sie ist keine farbe oder alle farben – jenachdem…
ein blumenbeet auf der insel – ganz in weiss – ist zauberhaft, verzaubert, noch dazu der morgentau am mittag – oder schon gesprengt…
mohn in weiss ist nicht so präsent in der vorstellung, eher das mohnrot und der klatschmohn. mich begrüßt er, fast falle ich ihm zu füssen, doch ich überlege, dass das nicht so gut ausschaut und ich nicht wieder alleine auf meine beine komme.
auf der schattenbank ruhen wir uns eine weile aus und ich möchte zum blauglockenbaum. der gärtner oder gartenarbeiter sagt, dass er schon ein wenig blüht – untenherum.
ich bin enttäuscht, dass ich keine blüte sehe und sammele die samenhüllen vom vergangenen jahr.
die entwicklung aller pflanzen ist weit zurück. die rhododentren sind erfroren meine ich. der gartenmensch erklärt dann, daß es erst sehr kalt war und am nächsten tag die sonne sich voll auf die knospen legte und sie einfach verbrannte. ich finde, der ausfall ist enorm, habe vergangene jahre in erinnerung und bin enttäuscht.
dafür ist es aber sehr schön grün und was eigentlich schon längst vergangen sein müsste, steht in voller pracht. das grün erreicht mein herz und lange verweilen wir auf einer schattenbank an der westseite unter der schlitzblättrigen buche.


samenhülsen des blauglockenbaumes vom vergangenen jahr…

ZOLL- UND VERLADEBAHNHOF…

LADESTRASSE FÜR AUSGEFALLENE IDEEN..

hier war der BESONDERE RAUM. bei der 12. documenta waren hier wunderbare ausstellunsräume, wunderbar, weil sie durch ihre größe GROSSE KUNST beherbergten, so z. b. WILLIAM KENTRIDGE mit The Refusal Of Time (s. you tube). der besondere raum überlebte die documentakunst in dem sinne, als die künstler ihre werke wieder abräumen mußten, der besondere raum blieb bis ganz zuletzt und ich höre noch das zusammenbrechen der wände, das mir bis heute nachläuft.
sylvia, du hast den raum sicher noch im original gesehen. da fiel er gar nicht so sehr auf, weil noch sessel und arbeitsgerät den blick ablenkten.
und auch das selbstbildnis war dort und das zerschlagen des spiegels, der in meinem film eine rolle spielt.
danke für interessen und aufmerksamkeiten. fraunhofer ist nun da, aber eben doch ganz entscheidend anders.

DER BESONDERE RAUM…

IM ZOLLBAHNHOF…
dass er besonders war der raum, konnten nur die eingeweihten wissen. die eingeweihten, das waren künstlerinnen und künstler, die hier ihre kunstpause einrichteten. es waren gemietete räume, die ihnen weggenommen wurden, weil der bahnhof für andere zwecke gebraucht wurde. andere zwecke, die der stadt geld einbrachten und nicht wenig.


dass man dieses kunstwerk nicht gerettet hat, ist unverzeihlich. andere verdienen damit 20 bis 30.ooo us-dollar
z.b. jean-michel, rinso, 1983-2001

diesen nenne ich packo

und diesen hier picko oder sollte er tarek heißen…

zwei fesche kerle, die gut für ein comic herhalten würden. sicher verstecken sich noch andere geheimnisse auf dem kunstwerk. da wäre das herz, der fick und der fuck, der batteriepack und einiges mehr. sehr schade, dass es diesen raum nicht mehr gibt. er war voller ideen und wäre mit den jahren sicher noch gewachsen. das unermessliche war hier nicht weit…
den satz muß ich unbedingt hinzufügen
es betrifft den inhalt meines gesamten tuns
danke hermann

Halo Rosadora,
es gibt den satz
‚ich sehe das besondere auch im banalen‘
tausendmal gehört
und mich tausendmal peinlich berührt
abgewendet

‚ich sehe das banale im banalen
und wende mich nicht ab
sondern schaue weiter…
…bis zur faszination‘

das scheint die wirkliche kunst zu sein.
Deine kunst
H.

JOSEPH BEUYS…

HUNDERT JAHRE UND NOCH VIEL MEHR…

„der tod hält mich wach.“

dieser satz bewahrheitet sich einmal mehr. mir scheint, dass mit jedem todestag seine bekanntheit hochschnellt. jede kleinigkeit wird ans licht gezogen, und damit bekannt, vielleicht auch verdreht und etwas überhöht.
er hat den bruch in der kunst bewirkt und daran wird sich auch noch lange nichts ändern.
und dass jeder mensch ein künstler ist, diesen satz kennt heute jedes kind und auch jede omma. aber ihn umzusetzen, was das im einzelnen heißen könnte, das haben noch nicht viele geschafft. und dass sie sich daran halten würden, davon sind wir weit entfernt und immer weiter.
wer zu beuys´ zeit die documenta lebendig hielt, war klar zu erkennen. was heute daraus geworden ist, ist weit davon abgelegen.
möge der mann mit dem hut noch recht lange in den köpfen der menschen nisten und sie irritieren und auffordern selbst zu denken und ein menschenwürdiges dasein zu gestalten.

URWALD – mal wieder…

IM FRÜHJAHR…

das ist ein schönes bild, sagt mirko,
und dass die wappeneiche, die den jahren zum opfer fiel,
nicht allein ist – dass der junge grüne baum sie begleitet –
und dass bäume sich immer gegenseitig helfen –
und dass sie mehr wissen als wir menschen…

das gefällt mir, dass er das so sehen kann, und fast tröstet
es mich so auch.

von der vorderseite sieht man den ganzen schaden.
aber das E-chen hat sie auch ganz fest bei sich behalten.
immer haben wir nach dem E-chen ausschau gehalten.
ein wahrer schatz.

und die hexe stelle ich hintenan,
obwohl sie mal maßgeblich dafür war,
ob ich den urwald besuchen darf oder eben nicht.
immer durfte ich.
es tut mir weh, sie so zu sehen.
nicht ganz so harte winter scheinen keine garantie dafür zu sein,
dass den bäumen nichts geschieht.
sie schreit und ich erhöre sie und ich danke ihr dafür,
dass sie so lange durchgehalten hat,
mir immer das willkommen zugeraunt hat.